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Algerien - Afrika |
Diese ungeheure Weite, alles ist so gigantisch, geradezu grotesk und leer.
Die riesigen Dünen- und Sandflächen nehmen nur einen verhältnismäßig kleinen Teil ein, der größere besteht aus Kies, Fels und Geröll. Dort jedoch befinden sich die schönsten Perlen der Sahara. Oasen im Sandmeer wirken auf den Reisenden wie die Gärten des Paradieses, vor allem, wenn sich ein Bächlein, über das sich kleine Brücken spannen, durch das üppige Grün der Büsche und schattiger Palmen windet und seine belebende Kühle verbreitet.
Nach wenigen hundert Metern jedoch ist die Pracht vorbei und auch das bewässerte Gebiet hört bald auf und der Sand setzt sich fort.
Kilometer um Kilometer verschiebt sich der immer gleiche Horizont und nur selten zeichnet sich dort ein Wechsel der Landschaft ab.
Hier sieht der Boden aus, als wäre ein riesiger Berg durch eine gigantische Detonation in Abermilliarden kleine verkohlte Stücke zersprengt worden, die von Riesen mit Rechen gleichmäßig über Dutzende von Quadratkilometern verteilt worden sind.
Dann wieder nehmen die Felsen in den Bergzügen skurrile Formen an, und man glaubt sich auf einen anderen Planeten versetzt. Die hier vorherrschenden Farben der Wüste werden vom Schwarz und Braun der Felsen gesetzt.
Manchmal auch mischen sich Sand- und Felswüste, und wie Klippen aus der See ragen dann die Felsen aus dem goldenen Meer des Sandes.
Oder es sind kilometerbreite weiche Sandflächen in´s flache Geröll eingelagert.
Dann kommen bei dem Wüstenfahrer die Sandbleche und Schaufeln zum Einsatz, nach 20 Metern versinken die Räder jedoch erneut im Sand und die Weichsandfelder beginnen unendlich zu erscheinen.
Dort wo die befestigten Wege enden und die Piste nur aus Spuren besteht, die sich über eine Breite von vielen Kilometern erstrecken, müssen die Reisenden darauf achten nicht der falschen Spur zu folgen, denn ortskundige oder schmuggelnde LKW-Fahrer wissen Abkürzungen, und plötzlich hört auf felsigem Boden die wegweisende Spur auf. Vergeblich sucht man dann die seltenen Wegmarken aus übereinander gelegten Steinen. Ein Motordefekt kann dann lebensgefährlich werden, denn es bleibt nur übrig, auf der eigenen Spur zurückzufahren. Ein Kompass oder heute GPS-Geräte sind lohnende Investitionen.
In felsübersätem Gelände laufen die Spuren wieder zu einer "vielbefahrenen" Hauptpiste zusammen auf der sich, je nach Untergrund, regelmäßige Bodenwellen gebildet haben die man mit einer bestimmten Geschwindigkeit befahren muß, da sonst das Fahrzeug übel durchgeschüttelt wird.
Nur an den allerödesten Stellen jedoch ist die Sahara völlig unbelebt. Immer mal wieder sieht man Skorpione oder die Spur einer Schlange oder eines sonstigen Tieres im Sand, Heuschrecken sind sogar "häufig" und manchmal gar weiden Kamele an einzeln oder in Gruppen stehenden dornigen Bäumen oder an niedrigen Büschen. Dann können auch Menschen nicht weit sein.
Oft wundert man sich jedoch, wie Pflanzen und Tiere es schaffen in so einer Umwelt zu überleben, besonders wenn zum Beispiel ein einzelner Baum im Gelände steht und, soweit das Auge reicht, sonst nur Kiesboden zu sehen ist.
Im tiefen Innern der Sahara bieten die wenigen Wasserstellen meist nur durch hohen Mineralgehalt salzig schmeckendes Wasser, das zwar trinkbar, auf lange Sicht aber gesundheitsschädigend ist. Die Wasserstellen mit gutem Wasser sind berühmt, so zum Beispiel das süße Mineralwasser aus dem Brunnen bei Tamanrasset, der von einem Wächter behütet wird.
Als uns viele hundert Kilometer entfernt, es war schon tief im Niger, ein Kamelreiter der Tuareg begegnete und um Wasser bat, erkannte er dieses Wasser am Geschmack:
"Tamanrasset!"
Er hatte sein Schwert gezogen, fühlte sich als Herr der Situation und ließ eine ziemliche Menge Wasser ungenutzt in den Sand laufen.
Wir waren davon jedoch überhaupt nicht beeindruckt und lachten ihn freundlich an, denn wir hatten mehr als 300 Liter Wasser dabei und nutzten dieses natürlich auch zum Duschen. Sein Schwert fürchteten wir nicht und der Abschied war freundlich.
Dann, diese Weite! Der Mensch wird auf seine eigentliche Größe zurechtgestutzt, das heißt, er kommt sich unendlich klein und unbedeutend vor, so gewaltig wirkt die Wüste.
Es sei denn, man betrachtet sie als Hindernis, das es so schnell wie möglich zu überwinden gilt. Dann kommen so verrückte Lächerlichkeiten wie die Rallye Paris-Dakar oder Moto-Cross Motorradtouren durch die Dünenlandschaft dabei heraus.
Wer sich jedoch nicht auf einem solchen Ego-Trip befindet versteht schnell, weshalb zwei der vier bedeutendsten Weltreligionen in der Abgeschiedenheit der Wüste entstanden sind.
Aber das faszinierendste an der Sahara ist nicht die grandiose Szenerie und Weite, sondern die Stille.
Vor allem auf weichen Sandflächen, wenn sogar das Geräusch der eigenen Schritte völlig verschluckt wird. Nach einiger Zeit überfällt dich die Befürchtung plötzlich taub geworden zu sein und unwillkürlich klatscht du in die Hände:
"Gott sei Dank!"
Das Gehör funktioniert noch immer...