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Burkina Faso - Afrika

Durch Burkina Faso
Von der Sahel zur Feuchtsavanne

Der Nordosten: Nach Sebba

Das mit seinem nördlichen Teil in der Sahelzone liegende Land Burkina Faso nannte sich zur Zeit unserer Reise noch Haute Volta (Obervolta) und wurde, wie bekanntlich des öfteren manche Länder des afrikanischen Kontinents, gerade von einer politische Krise erschüttert. Kurz bevor wir ins Land reisten, hatte ein Putsch stattgefunden, wovon auf dem "platten Land" jedoch nicht viel zu bemerken war.

Wir hatten die Nacht zum 4. Dezember 1980 in unseren Fahrzeugen so ziemlich auf der Grenze im dornigen Busch kampiert und erreichten auf der ungeteerten Piste bald Dori, wo wir uns beim Zoll meldeten. Die Beamten schickten uns zuerst auf die Polizeistation, wo uns die freundlichen Polizisten aufklärten, daß von 22:00 bis 5:00 eine Ausgangssperre im ganzen Land verhängt worden war. Von der Polizei ging´s zur Gendarmerie und von dort wieder zum Zoll, dort wurden wir nach unserem "carnet de passage" gefragt, wir jedoch stellten uns dumm - was das denn sei? - und so mußten wir 200 CFA (damals ca. 4 Französische Franc) pro Auto für ein Ersatzdokument bezahlen.
Als diese Formalitäten erledigt waren, suchten wir uns in Dori eine Kneipe, wo wir erfreut feststellten, daß das Bier hier nur 125 CFA kostete und aßen zum Gerstensaft zartes gegrilltes und mit "piment" gewürztes Lammfleisch.
Da es bis Sebba noch 100 KM waren und wir bei der Polizei unsere voraussichtliche Ankunftszeit dort hatten angeben müssen, brachen wir bald auf. Diese Maßregel war angeblich nötig für den Fall, daß wir uns im Busch verirren würden.
Die Piste war nicht gerade besonders gut und führte durch kleine Dörfer, die im Busch mit seinen verstreut stehenden, riesigen Affenbrotbäumen (Baobab) lagen. So groß diese Bäume sind, entspricht dieser Gigantismus nicht ihrem Alter, da diese Pflanzen schnell wachsen. War ein derartiger Riese umgestürzt, so wurde der gefallene Baum mit einem Zaun aus Dornengestüpp vor dem Fraß durch Rinder und Ziegen geschützt, war doch das feuchte, sehr weiche und augenscheinlich schnell verrottende Holz der Bäume ein wertvoller Dünger und wurde auch von den Wiederkäuern als Nahrung geschätzt.

Sahel-Piste in Burkina Faso
Sahel-Piste in Burkina Faso

In einem der Dörfer boten uns Kinder zum Teil gut erhaltene Pfeilspitzen aus Stein an, Dave kaufte für ein paar Pfennige eine der uralten Spitzen und ich weiß nicht, weshalb ich nicht auch eine erwarb. So ein Teil zu besitzen, das vielleicht 2000 oder gar 3000 Jahre oder noch viel älter ist, ist schon etwas Besonderes, auch wenn in der riesigen Steppe noch Millionen anderer solcher Spitzen im Sand liegen.
Unsere Fahrzeuge benötigten für die Strecke etwa 3-4 Stunden und wir waren froh, als wir dort angekommen, ins Haus holländischer Entwicklungshelfer geladen wurden und dort einen Drink vorgesetzt bekamen.
Vroni, eine unserer Gefährtinnen, war im Jahr zuvor in Sebba bei einem ihr bekannten deutschen Entwicklungshelfer gewesen, bei diesem wollten wir Station machen und hatten deshalb diese nördliche Route gewählt. Dieser war nicht anwesend, wurde jedoch noch heute aus der Hauptstadt Ouagadougou zurückerwartet.
Nach einiger Zeit traf Roland dann ein, in Begleitung einer deutschen Entwicklungshelferin, die in der Elfenbeinküste, unserem nächsten Reiseziel, arbeitete.
Wir saßen eine Weile bei Bier zusammen und gingen etwas später als sonst in die "Federn".

Markt im ländlichen Afrika

Nach dem geruhsamen Vormittag des 5. Dezembers 1980 starteten wir am frühen Nachmittag zu einem Dorf am Higa-See, wo gerade der wöchentliche Markt stattfand. Der schlechte Weg zu dem 45 KM entfernten Dorf war schwer zu finden und bot exotische Szenarios. Barbusige Damen die Wäsche wuschen oder mit Körben auf dem Kopf unterwegs waren, Hirten die ihre langhörnigen Rinder beaufsichtigten, entfleuchende Perlhuhnscharen zwischen den seltsam geformten Lehmbauten der Dörfer vor denen die Hunde kläfften, noch nie gesehene Vögel und steile Bachbette, die zu durchqueren waren.
Am Markt angekommen erregten wir natürlich einiges Aufsehen, da nur sehr selten Europäer diesen besuchten. Das Warenangebot des Landmarktes war selbstverständlich nicht gerade überwältigend. Etwas Silberschmuck, Gewürze, Stoffe, Nägel und Werkzeug.

Das Interessanteste am ganzen Markt waren die Händler mit ihren Kunden. Die Frauen zum Teil über und über mit Silber geschmückt und in grellbunte Tücher gekleidet. Feilschende Männer in weiten Gewändern mit Käppis oder gewaltigen Turbanen.
Dieser prächtige Feiertagsputz aber bewies, daß dieser Markt wohl nur zum Teil dem Handel diente. Vielmehr wollte man auch sehen und gesehen werden. Diese Menschen wohnten hier viele Wegstunden auseinander und man hatte natürlich nicht jede Woche die Zeit und das Geld, diesen Markt zu besuchen. So traf man hier wohl selten gesehene Verwandte, Bekannte und Freunde, tauschte die letzten Neuigkeiten aus und erledigte die wichtigen Einkäufe quasi nur so nebenbei. Vor allem aber bot der Markt in dieser abgelegenen Gegend der Jugend die Gelegenheit, einander kennen und schätzen zu lernen. Sicherlich hatten hier schon etliche zarte Bande ihren Anfang genommen.
Der Markt war allerdings nicht sehr groß und nach einiger Zeit machten wir uns auf den anderthalbstündigen Rückweg, nachdem wir zuvor noch kurz den Higasee selbst besucht hatten.

Sebba

Zurück in Sebba sattelte Roland seine beiden widerspenstigen Kamele um uns auf diesen etwas reiten zu lassen. Es war schon schwierig, dem knienden Vieh auf den Rücken zu kommen da es zu beißen suchte, um dieses zu verhindern mußte sein Kopf an dem durch die Nase gezogenen Riemen auf die andere Seite gezerrt werden. Als ich saß, schnellte es nach dem Befehl dazu in einer wippenden Bewegung nach oben und begann sofort im Laufschritt davonzueilen. Ich fühlte mich sehr unsicher und hielt das Kamel nach einer kurzen Strecke an um wieder abzusteigen. Als das Tier vorne in die Knie ging verlor ich den Halt und stürzte herab.
Es war mir ein Trost, daß auch alle anderen mit den Wüstenschiffen Probleme hatten.
Der bald hereinbrechende Abend klang auf der Terrasse vor Rolands Haus aus.

Den letzten Tag in Sebba verbrachten wir ruhig. Toni, eine Freundin in Deutschland hatte uns ein Paket mitgegeben das wir an die Dorfjugend verteilten. Ich begab mich dann auf einen kleinen Ausritt auf Rolands sanftem Pferd. Die abendliche Versammlung dehnte sich bis um halb Vier morgens aus und war natürlich nicht trocken. Wir hatten nach kurzem Schlaf schwere Köpfe und als wir aufbrechen wollten brachte die Dorfjugend zwei Hühner als Cadeau. Eins überließen wir Roland, das andere wurde von mir gekillt, geschlachtet und wanderte in den Suppentopf. Nach dem Genuß der Suppe ging es uns besser und so wurde es 14:00 als wir Sebba verließen. Ursel, die Entwicklungshelferin in der Elfenbeinküste, fuhr mit uns nach Ouagadougou zurück. Nach drei Stunden erreichten wir wieder Dori, wo wir uns auf der Polizeiwache zurückmeldeten. Nachdem bei einem Bier in einer Kneipe die Nacht hereingebrochen war, ging es in rasanter Fahrt auf der miserablen Piste noch 30 KM Richtung Ouagadougou bevor wir einen Lagerplatz suchten.

Sebba im Nordosten von Burkina Faso, nordöstlich der Higa See
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