Reiseberichte | ||
Reise-Informationen | ||
Elfenbeinküste - Afrika |
Wir blieben über Sylvester im Dorf und machten uns dann am ersten Tag des neuen Jahres 1981 zu fünft auf den Weg nach Abidjan. Von Sassandra aus führte eine geteerte Straße durch den Wald, auf dieser klebten häufig geplättete Schlangen. Vermutlich war der warme Teer für die Kaltblüter in den relativ kühlen Nächten ein bevorzugter Aufenthaltsort. Mir taten die vielen toten Tiere zwar ein bißchen leid, aber nur eine tote Schlange ist eine gute Schlange. Ich bildete mir nämlich damals ein, irgendwann einmal an einem Schlangenbiß zu sterben.
Die Straße mündete zu unserem Erstaunen bei Tlassale in eine vierspurige Autobahn mit allen Schikanen, die einer deutschen Rollbahn alle Ehre gemacht hätte. (Wiederum wirkte es sich jetzt negativ aus, daß die beste aller Westafrika-Karten, die 303 von Michelin, aus militärisch-politischen Gründen in aktueller Ausgabe nicht mehr zu kaufen war.)
Einige Unterschiede zu Europa gab es allerdings doch, nicht nur, daß die Bahn durch den Urwald führte; der Verkehr war ausgesprochen rar, Fußgänger spazierten auf der Autobahn und auf dem Mittelstreifen sowie der Überholspur hatten bei manchen Brücken Dorfbewohner ihre Wäsche zum Trocknen ausgelegt.
Die überdimensionierte Autobahn wurde gerade von dem hiesigen Despoten Houphouet-Boigny zwischen der gerade aus dem Busch gestampften zukünftigen Hauptstadt der Elfenbeinküste und der Küstenmetropole Abidjan angelegt - unter Verschwendung von vielen Milliarden Franc. Dem kannibalischen Monster und ehemaligen Diktator Zentalafrikas, Ex-"Kaiser" Bokassa, wurde seinerzeit übrigens von eben diesem Monsieur Houphouet-Boigny Asyl in der Cote D'Ivoire gewährt. In der neuen Hauptstadt Yamoussoukro sollte er später noch, in typisch afrikanischem Protz, den größten Dom der Christenheit errichten lassen. Architektonisch eine vergrößerte Kopie des Petersdomes von Rom. Der verantwortungsvolle Umgang mit all diesen Mitteln hätte die Entwicklung der eigentlich reichen Elfenbeinküste weit voranbringen können.
Kurz vor den Außenbezirken der größten und immer noch Hauptstadt des Landes Abidjan führte die Autobahn über einen Fluß. Dort hatten sich viele Dutzende, wenn nicht Hunderte von Wäschern und Wäscherinnen versammelt, die im Fluß anderer Leute Wäsche wuschen und diese auf einer großen Lichtung zum Trocknen ausgebreitet hatten. Ein Bild wie ich es sonst nur in Indien gesehen hatte. Die Stadt selbst jedoch wirkte zumindest im Zentrum futuristisch auf uns. So etwas hatten wir nicht erwartet. Moderne Hochhäuser und andere schicke Gebäude. In der Innenstadt herrschte feiertägliche Ruhe, Banken und öffentliche Gebäude hatten geschlossen. Relativ viele Weiße waren trotzdem auf den Straßen zu sehen, Abijan war Endpunkt vieler Afrikareisender aus Frankreich und als westafrikanische Handelsmetropole hielten sich auch viele Geschäftsleute und Techniker aus Europa hier auf.
Unsere mehrere Stunden andauernde Sightseeing-Tour führte uns jedoch auch an die Lagunen der Stadt. Dort sah es ganz anders aus. Die Menschen hausten in ärmlichen Hütten und Bretterverschlägen. Wir sahen uns dort an den an der Straße aufgestellten Garküchen nach Essbarem um, nahmen aber angesichts der hygienischen Verhältnisse doch von einem Imbiß Abstand, obwohl wir sonst hart im Nehmen waren. Hauptsächlich deshalb, weil die angebotenen Gerichte aus Fisch zweifelhaften Alters und Herkunft bestanden.
Daß die Banken in Abidjan geschlossen hatten, war insofern schlecht, weil wir eigentlich noch Schecks wechseln wollten, da in Ghana das Geld des westafrikanischen CFA-Währungs-Verbundes lieber genommen wurde als die nur in Ghana gültige schwache lokale Währung, so hatten wir gehört. Deshalb wollten wir in Ghana nur den vorgeschriebenen täglichen Mindestbetrag wechseln.
Doch am morgigen Freitag würde sich schon eine Bank in einer kleineren Stadt finden und so brachen wir gegen Abend in Richtung Grenze auf. Die von uns gewählte Route führte erst nach Osten, dann Richtung Nord entlang der ghanesischen Grenze nach Agnibilekrou. Wir wollten möglichst viel von beiden Ländern sehen und nordwestlich von Kumasi in Ghana einreisen, auch wenn es im Süden eine bessere Straße nach Accra gab.
Keine gute Idee, wie sich allerdings erst an der ghanesischen Grenzstation Gonokrom herausstellen sollte.
Ich fuhr im VW-Bus mit und als sich nirgendwo ein guter Lagerplatz finden ließ, kletterte ich nach Einbruch der Dunkelheit nach hinten auf die Campingliege. Trotz der dicken Schaumgummimatzratze kein besonders guter Platz, wie ich auf der jetzt wieder ungeteerten Piste feststellen mußte. Bald schlief ich trotzdem ein, nur ein paar Mal wurde ich wach, als Dave und Bruno ein lautes "Oh" und "Ah" von sich gaben und ich von meiner Unterlage abhob. Das war meist, als wir ein paar Mal im Scheinwerferlicht tückische Furten von irgendwelchen Flüßchen durchquerten.
Wieder einmal erwiesen sich unsere VW´s jedem Geländewagen als ebenbürtig, es kommt eben stark auf die Fahrer an. Das hatten wir schon in der Sahara bemerkt, als unsere Fahrzeuge des öfteren an irgendwelchen steckengebliebenen Allradfahrzeugen vorübergezogen waren. Bruno und Joachim waren wirklich hervorragende und umsichtige Piloten. Zwar klemmte auch ich mich ein paar Mal hinter das Steuer, doch die schwierigen Passagen hatte ich immer gern den "Profis" überlassen. Einen guten Teil unserer Fahrten in Afrika legten wir damals übrigens auf Pisten oder manchmal gar völlig unbefestigten Fahrspuren zurück, die oft durch steile Bachbette führten.
Es war weit nach Mitternacht als wir zum letzten Mal in der Elfenbeinküste zur Nacht lagerten.
Am 2.1.1981 erreichten wir die Grenzstation der Elfenbeinküste Takikro (auch: Takikroum) und genau so problemlos wie bei der Einreise, wenn auch nicht so erheitert, verließen wir dieses aufregend schöne Land.