Reiseberichte | ||
Reise-Informationen | ||
Elfenbeinküste - Afrika |
Der folgende Morgen bot einen fantastischen Sonnenaufgang über dem Meer und in aller Frühe wollten wir baden. Wir bemerkten jedoch schnell, daß das Meeresufer trotz des Sandstrandes recht steil abfiel. Eilig kam ein junger Mann aus den Dorf angelaufen.
"Nicht ins Wasser gehen, auf jeden Fall nicht weiter als bis zur Brust, es gibt hier eine sehr starke Strömung und viele Haie!" Warnte er uns.
Auch die Wellen kamen mit starker Gewalt, ich wurde durch das Wasser gewirbelt und verlor meinen Glücksring. So beherzigten wir seinen Rat. Derartige Verhältnisse sollten entlang der ganzen Küste herrschen. Badespaß war also nicht unbedingt angesagt und wir waren schon etwas enttäuscht.
Doch war die Lagune um so interessanter. An deren Ufer lag ein Einbaum, im frankophonen Afrika Piroge genannt, und die Kinder planschten und schwammen fröhlich in deren Wasser. So gingen auch wir unbesorgt in die Lagune, in der eine Unzahl von großen Krabben lebten, die auch abends überall im Palmenhain herumkrabbelten. Allein der Körper dieser Tiere hatte mehr als 15 Zentimeter Durchmesser und die Beine und Scheren ergaben delikate Mahlzeiten. Mit einer Taschenlampe und einem kurzen Stöckchen ließen sie sich im Dunkeln leicht fangen.
Gegen ein geringes Entgeld mieteten wir die Piroge und ruderten in die Brackwasserlagune, die sich gleich nach dem Dorf in dem relativ schmalen und steilen Tal in mehrere Arme verzweigte. Ich fuhr durch die Mangrovenbäume mit ihren ungezählten dichten Wurzeln und erschrak nicht schlecht, als sich plötzlich zwei mehr als einen Meter lange Krokodile von einer kleinen freien Fläche aufplatschend ins Wasser stürzten, als sie das herannahende Boot bemerkten.
Wo war Mama und Papa dieser halbwüchsigen Tiere?
Im Laufe des Tages bemerkten wir an den Hinterlassenschaften, daß etwa dreißig Meter östlich unseres Lagerplatzes der Strand die Gemeinschaftstoilette des Dorfes darstellte, doch gingen die Dorfleute seit unserer Ankunft natürlich in die andere Richtung. Vor einiger Zeit schien ein Holzfrachter vor der Küste untergegangen zu sein, denn am Strand hatten sich zwischen den an manchen Stellen aus dem Sand ragenden Felsen gewaltige Stämme gefällter Urwaldbäume verhakt. Vielleicht auch waren die auf Standardlänge zugesägten Bäume durch ein Hochwasser des Sassandra ins Meer gespült worden.
Am nächsten Tag marschierten wir zu Fuß die etwa 5-6 Kilometer an der Küste entlang nach Sassandra um einzukaufen. Auf dem Fischmarkt erstanden wir frischen Fisch, unter anderem wurden Rochen, Haie und Barrakudas verkauft. Der Rochen war spottbillig und so nahmen wir einen mit, doch erwies sich sein faseriges Fleisch in gegrilltem Zustand als nicht sehr schmackhaft, um nicht zu sagen ungenießbar. Beim Rückweg fiel ich beim Klettern über die Felsklippen entlang des Ufers etwas hinter die anderen zurück und hatte dabei die Gelegenheit mein Horrortier, eine kleine Schlange die flüchtete, zu beobachten.
Niemand war bei unseren Fahrzeugen zurückgeblieben doch fanden wir alles so vor, wie wir es verlassen hatten. Den Dorfbewohnern war jedenfalls zu trauen und öfters kamen Leute auf einen Schwatz vorbei. Es empfiehlt sich in Westafrika, wo immer möglich, sich unter den Schutz einer Dorfgemeinschaft zu stellen, auch wenn das stundenlanges Palaver bedeuten kann. Beide Überfälle auf uns in Afrika passierten, als wir diese Regel mißachteten. Übermütig leichtsinnig sollte man trotzdem nicht werden und seine Wertsachen immer bei sich tragen.
So verbrachten wir an diesem romantischen Ort geruhsam die ersten Weihnachtsfeiertage des neuen Jahrzehnts. Aber wie das so eben ist, pflegt gerade während der Festtage der Haussegen manchmal gewaltig schief zu hängen. So erging es auch uns. Die Besatzung des VW-Busses überwarf sich an einer Kleinigkeit.
Die Geldkatze von Bruno, dem Fahrer, lag offen herum, als zwei Dorfbewohner von seinen Mitfahrern Joachim und Vroni in das Fahrzeug eingeladen wurden. Zwar waren die Dorfleute keine Diebe, doch ein Geldgürtel mit solchen, von der afrikanischen Warte aus gesehen, "ungeheuren" Summen stellte eine übergroße Versuchung dar. Deshalb reagierte Bruno recht ungehalten über diesen Leichtsinn, wobei allerdings auch zu sagen ist, daß es leichtsinnig war, so etwas herumliegen zu lassen.
Es hatte schon länger gekriselt. Joachim II wollte eigentlich mit einem eigenen Fahrzeug fahren, doch war dies aus irgendwelchen Gründen im letzten Moment gescheitert. Schon allein das hatte öfter für schlechte Laune bei ihm und Vroni, seiner Gefährtin, gesorgt. Brunos Fahrzeug bot eigentlich nur drei Personen Platz, weshalb sich die Beiden meist während der Fahrt auf der Liege des Campingbusses befanden, was öfter für Streit sorgte, da sich Dave, der Vierte im Auto, weigerte seinen Platz neben dem Fahrer aufzugeben, schließlich war das von Anfang an so geplant und abgemacht. Die beiden wollten möglichst eng beieinander bleiben und nur selten setzte sich einer von ihnen neben Dave auf den dritten Platz in der Front des Busses.
Kurz, dieser Vorfall brachte den endgültigen Bruch.
Zornentbrannt packten Vroni und Joachim II ihre Sachen zusammen und marschierten ins Dorf, wortlos und mit finsteren Gesichtern von Dave und Bruno beobachtet.
Frustriert blieb die Besatzung unseres Fahrzeugs; Elly, Joachim und meine Wenigkeit, zurück.
Nach einiger Diskussion mit den Beiden übrig gebliebenen machten wir Drei uns auf den Weg ins Dorf um die Wogen zu glätten. Doch wurden mir jetzt gar Prügel angedroht und zornig machte ich mich auf den Rückweg. Auch Elly und Joachim kehrten nach einiger Zeit erfolglos zurück.
Das war mir jetzt ganz recht!
Dave wollte im Januar zurückfliegen und so blieben für jedes Fahrzeug immer noch zwei Besatzungsmitglieder um die Kosten zu teilen, wenn wir uns anders verteilten. Joachim und Elly waren über diese Aussicht auch nicht gerade unglücklich, wie mir schien.
Ein Fahrzeug fuhr jetzt in die Stadt um Bier zu holen und abends spülten wir unseren Ärger mit diesem herunter. Am nächsten Tag kamen die beiden Aussteiger nochmals ins Lager um ein paar vergessene Dinge zu holen, doch an Aussöhnung war nicht zu denken. Dave und ich redeten kein Wort mit ihnen und Bruno nur das Allernötigste. Da Vroni am besten Französisch sprach, war das aber schon ein Verlust für uns.