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Republik Zentralafrika - Afrika |
Wir bekamen ein Zimmer angewiesen, dann wurde Essen gebracht. Männer und Frauen essen im ländlichen Zentralafrika nicht gemeinsam, deshalb wurde uns die Mahlzeit auf unserem Zimmer serviert.
Antilopenfleisch, Knödel aus zerstampften getrockneten Maniokwurzeln die ähnlich wie unsere Kartoffelklöße schmecken und verschiedenes, nie gesehenes Gemüse aus dem Wald, mit zum Teil sehr fremdartigen Eigengeschmack bildeten das afrikanische Mahl.
Das Essen war gut, in West-Afrika ist es überhaupt, bis auf einige Spezialgerichte, in der Geschmacksrichtung dem europäischen Essen ähnlich, wenn auch Chilli reichlicher verwendet und Gegrilltes gerne mit Maggi gewürzt wird. Exotisches wie Zimt und Sternanis zu Fleischgerichten, das etwa in der indischen Küche verwendet wird, ist nicht üblich. Freilich werden auch manchmal Nahrungsmittel verwendet, die bei Europäern Befremden auslösen, doch enthielt unser Abendessen heute nichts dergleichen.
Unser Gastgeber blieb während unseres Essens, er wollte am nächsten Tag wieder zurück nach Bangui und würde uns morgen früh zu den Pygmäen begleiten.
"Ihr habt Glück, denn dieses Volk hält sich nicht immer in dem Lager auf. Der Platz ist eine Anlaufstelle um Handel zu treiben. Wild und bestimmte Pflanzen werden von uns gegen Dinge die sie benötigen getauscht."
"Von den ausländischen Touristen die manchmal hierher kommen, erwarten die Pygmäen Geschenke", klärte uns der freundliche Afrikaner auf, "solche solltet auch ihr euch noch morgen besorgen, Zigaretten, Streichhölzer, Salz oder ähnliches."
"Manchmal kommen Gruppen und geben sehr viele Geschenke," fuhr er fort, "aber eigentlich ist das nicht nötig. Kleinigkeiten reichen!"
"Morgen könnt ihr dann mit mir nach Bangui fahren" lautete sein Angebot, als er sich zur Nacht verabschiedete und wir gingen sehr früh schlafen.
Nach einem kurzen Frühstück besorgten wir uns die Geschenke für die Pygmäen im winzigen örtlichen Kaufladen, dessen Inhaberin ihr Morgenmahl unsertwegen unterbrechen musste. Unsere Freunde bestimmten was wir kaufen sollten, dann brachen wir auf.
Der Pfad führte erst eine kurze Strecke über normale Felder, dann durch wunderschön inmitten des Waldes liegende kleine Gärten mit Yams, Maniok und anderen Nahrungspflanzen. Die Sonne war noch nicht hoch am Himmel und warf ihr bezauberndes Licht schräg durch das Geäst. Niemals werde ich diese paradiesische Morgenstimmung vergessen.
Zwischen und in den Gärten standen hohe Bäume mit Ranken, so daß die Grenze zum unberührten Regenwald fließend war. Immer wieder zweigten Pfade ab und ohne unsere Begleiter hätten wir uns niemals zurechtgefunden.
Es war nicht sehr weit vom Dorf, als wir die gerodete Fläche des aus Laubhütten bestehenden Lagers der Pygmäen erreichten.
Sobald die kleingewachsenen Menschen uns erblickten, versammelten sich die Männer, um im Gänsemarsch einen monotonen Singsang anzustimmen und einen wiegenden Schrittanz aufzuführen. Dieser führte erst im Kreis herum, dann an uns vorbei, wobei sie die Hand ausstreckten und ich jedem eine Kleinigkeit, zwei Zigaretten oder eine Streichholzschachtel, gab. Von mir aus hätten sie diese einstudierten Faxen auch lassen können, ihre Geschenke hätten sie trotzdem von mir bekommen, aber das war wohl Teil ihres Begrüßungsrituals.
Die Pygmäen waren ja erst seit kurzem wieder im Lager und so waren einige Frauen damit beschäftigt, neue winzige Laubhütten zu bauen. Dies schien zu den Pflichten der Pygmäenfrauen zu gehören. Ich schoß ein paar Fotos von diesen Arbeiten. Diese einfachen Laubhüttchen, welche fast wie grüne Iglu's aussahen, schienen nicht einmal besonders gut gegen Regen zu schützen, geschweige denn gegen gefährliche oder giftige Tiere.
Sonst bot das "Dorf" nichts von Interesse, unsere Begleiter verstanden auch nur wenige Worte aus ihrer Sprache, so, daß kein richtiges Gespräch aufkommen konnte und deshalb verließen wir den Platz nach etwa einer halben Stunde wieder, nachdem wir unsere restlichen Gaben dem Chef der Pygmäengruppe überreicht und uns etwas umgesehen hatten. Die Pygmäen, die eigentlichen Ureinwohner Zentralafrikas, verhielten sich dabei aber auch nicht anders als die Leute in den 'normalen' afrikanischen Dörfern, welche wir bisher besucht hatten. Nur das fast völlige Fehlen der Errungenschaften der westlichen Zivilisation fiel auf, außer, daß die Männer teilweise in abgetragener und löchriger Bekleidung herum liefen, welche sie wohl gegen Urwaldprodukte eingetauscht hatten. Sicherlich waren sie dabei über's Ohr gehauen worden, denn sogar die Straßenkinder in Bangui trugen bessere Kleidung. Bei den Pygmäenmännern war diese Kleidung aber wohl ein Statussymbol, sie machten dabei keinen Unterschied zwischen Männer- und Frauenkleidern und so lief einer der Männer sogar in einem alten Frauenrock herum. Ich fand, daß die Männer mit dem traditionellen Lendenschurz aus Blättern, wie ihn der Pygmäenchef noch trug, weit eindrucksvoller waren, aber wahrscheinlich sahen das die Pygmäenfrauen anders...
Ich hatte auch den Eindruck, daß die uns begleitenden Afrikaner nicht verstanden, weshalb wir solche Mühen auf uns genommen hatten, um das Lager dieser primitiven Pygmäen zu erreichen. So ganz verstand ich das auch nicht, aber immerhin war dieser Ausflug doch ein Abenteuer in Afrika, und, primitiv, na ja, als Europäer hat man da ja andere Ansichten!
Zurück im Dorf, das sehr nahe der Grenze zur heutigen Republik Kongo lag, dauerte es nicht lange und unser Gastgeber wollte aufbrechen.
Wieder diese verdammte deutsche Kurbelei über den Lobaye, diesmal zum Glück nur einfach.
Während eines Haltes zwischen Mbaiki und Bangui kaufte einer unserer Gefährten an einem Stand seltsame kleine Früchte, diese sahen aus wie Miniatur-Kiwis, denn sie waren nur wenig mehr als mandelgroß, das Fruchtfleisch bestand aber nur aus einer etwa zwei Millimeter dünnen Schicht über einem ungenießbaren Kern. Diese Früchte oder Beeren waren ungeheuerlich sauer und somit herrlich erfrischend.
Sonst ist an dieser Fahrt noch erwähnenswert, was ich bisher zu erzählen vergaß, daß unser Toyota keine funktionierende Bremse mehr hatte und nur durch Motorendrosselung zum stehen gebracht werden konnte. In der Nähe der Hauptstadt wurde dies einem Mopedfahrer zum Verhängnis. Da unser Auto ja nicht halten konnte, blieb ihm nichts weiter übrig, als von der Straße in die Büsche zu fahren, wobei er mitsamt dem Moped vom Boden abhob. Es war dies in einem Dorf und wir erfuhren nie, ob der Mann dabei verletzt wurde, aber es hatten ja genug Leute den Vorfall beobachtet, welche dem Verunglückten sicher helfen würden, sollte ihm etwas zugestoßen sein. In Bangui wurde dann sehr langsam gefahren, da es hier doch ziemlich viele Fahrzeuge gab. Hier wurden wir von unserem neuen Freund sogar am Lagerplatz vor dem Hotel abgeliefert, wo wir uns bedankend verabschiedeten.
Die defekte Fähre im Urwald hatte auch ihr Gutes, wie ich mir jetzt überlegte, verhinderte sie doch, daß allzu viele Fremde das Lager der Pygmäen erreichten. Sonst hätten diese vermutlich das Lager dauernd bewohnt und ihre Lebensweise, als touristische Attraktion, auf Bettelei umgestellt und wären, in völliger Abhängigkeit, binnen Kurzem untergegangen.