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Republik Zentralafrika - Afrika

Ein Ausflug zu den Pygmäen

Wanderung durch den Urwald

Die Einbäume zum Übersetzen wurden von Kindern über den Lobaye gebracht
Der Lobaye ist erreicht

Vom Busbahnhof in Bangui fuhr unser Bus in einigen Stunden über die staubige, aber gar nicht so schlechte Straße ins etwa 100 Kilometer entfernte Städtchen Mbaiki, wo Endstation der öffentlichen Verkehrsmittel war. Der Ort liegt inmitten einer großen Urwald-Rodung auf einem flachen Hügel, und da wir kein Fahrzeug in unsere Richtung fanden, machten wir uns nach der vergeblichen Suche in M'Baiki eben zu Fuß auf den Weg.
Zunächst marschierten wir die etwa 2-3 Kilometer auf der Straße, welche die Felder der Rodung durchschnitt. Wir hatten die Hoffnung, ein Fahrzeug anhalten zu können, das in unsere Richtung fuhr. Autobesitzer im Ort waren zwar bereit gewesen, uns zu den Pygmäen zu fahren, doch waren ihre Entgeltvorstellungen unverhandelbar weit überzogen.
Jetzt begann der Urwald, aber noch immer zeigte sich kein Verkehr, als wir ein letztes Mal die Straße zurückblickten, bevor wir in den Wald eintraten.
Nach etwas mehr als 10 weiteren Kilometern, also etwa nach drei Stunden seit Beginn unserer Wanderung durch den menschenleeren Regenwald, erblickten wir an der ersten Weggabelung eine Hütte, an der verlockend eine Bierreklame prangte. Diese Gelegenheit wollten wir nutzen, um uns zu erfrischen und dabei nach dem Weg zu erkundigen. Mittlerweile war der Nachmittag schon fortgeschritten und notfalls, sollten wir das Lager der Pygmäen heute nicht mehr erreichen können, gedachten wir hier zu fragen, ob wir über Nacht bleiben könnten.

Die Wirtin und ihre beiden Gäste, vermutlich Waldarbeiter, waren sehr freundlich und ich bestellte ein Bier.
Bis zu dem Dorf, in dessen Nähe das Pygmäenlager zu finden war, waren es auf dem nach Süden abzweigenden schlechteren Weg - natürlich ebenfalls Piste, denn Teerstraßen gab es nur in der Hauptstadt Bangui selbst - noch etwa 15 Kilometer.
Oh jeh!
Aber - Glück muß der Mensch haben!
Ich hatte gerade das erste Glas aus der, in West-Afrika üblicherweise 0.7 Liter fassenden, Bierflasche getrunken, als Motorengeräusche zu hören waren.
Unsere Wirtin lief auf die Straße und rief herein:
"Ihr habt Glück! Ich kenne den Wagen, der fährt in euer Dorf und wird euch sicher mitnehmen."
Mein Bier durfte Bier bleiben - indessen glaube ich nicht, daß es verkommen ist - und ich begab mich ebenfalls auf die Straße. Ein mit fünf Männern besetzter weißer Toyota Pritschenwagen kam angefahren und wir winkten ihnen zu.
Ja, sie würden uns mitnehmen - und zwar kostenlos!

Deutsche Entwicklungshilfe am Lobaye

Der Weg nach Süden, eine Stichstraße, glich einem schlechten deutschen Feldweg und zweimal mussten wir umgestürzte Bäume von der Fahrbahn räumen. Unbedacht ging ich beim ersten zur Hand, griff nach einem Ast um daran zu zerren und wurde prompt bestraft.
Große Ameisen hausten in dem teilweise morschen Baum und verspritzten ihre ätzende Säure auf meine Hand. Ich dachte im ersten heftigen Schmerzgefühl, eine übersehene Schlange hätte mich gebissen. Der Schmerz den diese großen Ameisen zufügen können, ist mit dem unserer Ameisenarten nicht zu vergleichen. Er ist sogar um einiges schmerzhafter als der Stich einer Biene oder Wespe, auch wenn er wesentlich schneller wieder vergeht.
Von nun an war ich vorsichtiger.
Nach diesen Hindernissen erreichten wir den Lobaye.
Über den Fluß gab es eine seilgeführte Fähre, die gerade am jenseitigen Ufer lag. Diese mussten wir also erst herüberschaffen. Am anderen Ufer lagen auch Einbäume, zum Glück aber badeten dort Kinder. Diese wurden durch Rufen und Winken aufgefordert, uns die Pirogen herüber zu bringen. Als dass geschehen war, wurde auch ich aufgefordert, mit in eines der Boote zu steigen um die Fähre überzuholen. Warum wir dazu alle nötig waren, war mir noch nicht klar.

Heute ist die Stadt M'Baiki keine Rodungsinsel mehr

Die Fähre war ein deutsches Entwicklungshilfeprojekt gewesen, aber der Motor war schon lange defekt und der Fahrer meinte, auf das Schild der deutschen Motorenfabrik deutend, ich sei doch Deutscher, also müsse ich das Gerät doch reparieren können.
Das war natürlich ein Scherz. Trotzdem war es völlig unverständlich, weshalb hier, auf dieser nur seltenst befahrenen Stichstraße, eine Motorfähre installiert war, wurde diese Fähre doch, wie erwähnt, von einem starken Stahlseil geführt, an dem man auch bequem eine von der recht anständigen Strömung des Flusses angetriebene Fähre hätte befestigen können.
So hatte die deutsche Firma, bei der das Fahrzeug gebaut wurde, wohl den meisten Gewinn aus dieser "Entwicklungshilfe".
Jedenfalls hatte dieses Fahrzeug auch einen Notantrieb in Form einer Handkurbel. Diese begannen wir zu drehen. Nach ungefähr hundert Kurbelungen waren wir etwa einen Meter vom Ufer entfernt. Und der Lobaye war fast hundert Meter breit!
Nach etwa der halben Strecke begann sich ein große Pfütze aus unseren Schweißtropfen auf dem Blech unter der Kurbel zu bilden.
Endlich war das Ufer erreicht, der Pick-Up auf dem Boot, und wir kurbelten retour. Am anderen Ufer war ich heilfroh als ich wieder auf die Pritsche stieg, und es dunkelte bereits, als wir nach vielleicht zwei weiteren Kilometern ins Dorf einfuhren.
Der freundliche Fahrer lud uns zu sich nach Hause ein, was uns sehr willkommen war, hatten wir doch alles Gepäck und unsere Wertsachen, außer etwas Bargeld, unserem Kameraden in Bangui anvertraut. So waren wir nur mit dem ausgerüstet, was wir am Leibe trugen, da wir ja eigentlich geplant hatten, abends wieder zurück in Bangui zu sein.

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