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Singapur - Asien |
Der Flug von Jakarta dauerte knapp 90 Minuten, bevor die DC 10 der UTA mit einer sehr sanften Landung auf dem hypermodernen Flughafen von Singapur aufsetzte. Der 16. April 1980 hatte gerade begonnen. Durch die späte oder besser frühe Stunde gab es Probleme in die Innenstadt zu gelangen. Darüber kam es zu Unstimmigkeiten mit meiner Begleiterin F. und wieder einmal gingen wir getrennte Wege.
Ich versuchte vor dem Airport einen Bus anzuhalten, aber die Fahrer reagierten nicht auf mein aufgeregtes Gewinke. So begab ich mich wieder in die Arrival-Halle, wo ich ein übrig gebliebenes Pärchen aus Frankreich traf. Die Beiden waren ebenfalls in der UTA-Maschine gewesen - die eigentlich aus Thaiti kam - und wollten ein paar Tage in Singapur verbringen. Ihr Englisch war mehr als dürftig und so nahm ich sie mit zum Taxistand, in der Hoffnung, daß wir uns den Taxameterpreis teilen würden. Die Schlange am Taxistand war sehr lang.
Der Taxifahrer jedoch machte ungewöhnlicher Weise keinerlei Probleme und die lange Fahrt kostete faire 4,5 Singapore $. Ich bezahlte, da die Franzosen kein Kleingeld hatten. Die billigen Hotels hatten alle schon zu und die ganze Bencoolen Street, die berühmte Straße mit den günstigsten Touristenabsteigen, war leer.
Es war schon nach 2 Uhr, was nun? Das Pärchen wollte in ein teures Hotel das noch offen hatte, das konnte ich mir jedoch nicht leisten. Zum Glück kamen gerade zwei Australierinnen die Straße entlang. Diese wohnten in einem illegalen aber billigen Hinterhof-Quartier. Wir sahen uns dessen Dormitory an und meine neuen Freunde traten mit entsetzten Gesichtern gleich wieder drei Schritte zurück. So blieb ich auf der Taxirechnung sitzen.
Ich nahm noch ein Gläschen von meinem Duty Free Whisky und legte mich dann schlafen.
Wie normalerweise üblich erwachte ich um halb Acht, nahm eine Dusche und setzte mich an einen Straßenstand, an dem ich mir ein chinesisches Frühstück gönnte, bestehend aus einer kräftigen Nudelsuppe, die ich mit Stäbchen zu mir nahm. (Nudel-Suppe wird tatsächlich mit Stäbchen gegessen, das ist nicht etwa ein Witz. Noble Ostasiaten benutzten mit der Linken einen Porzellan-Löffel um die Brühe zu schlürfen, normale Leute trinken die Brühe gleich aus der Schale, während man mit der Rechten und den Sticks die reichlich vorhandenen festen Bestandteile, lange Nudeln, Fleisch und Gemüse ißt.)
Danach begab ich mich zu Fuß zum GPO. Die meisten Geschäfte öffneten gerade und die ganze Stadt machte einen blitzeblanken Eindruck, geordneter Verkehr, viel Grün und saubere Luft. Viele neue Hochhäuser lockerten das Stadtbild auf. Welch krasser Gegensatz zu den anderen asiatischen Großstädten die ich bis jetzt gesehen hatte!
Auf der Post gab ich einen Brief auf und hinterließ postlagernde Nachrichten wo ich zu finden war an meine Begleiterin und an einen Bekannten, den ich in der Stadt treffen wollte. Auf dem GPO herrschte, genau so wie auf allen anderen Ämtern, Rauchverbot. Man merkt, Singapore war seiner Zeit weit voraus, denn schon damals war es ein totalitärer Staat. Zuwiderhandlungen kosteten 500 Sp$ (etwa 430 Mark!) und damit genau so viel, wie eine auf den Bürgersteig geworfene Kippe.
Danach folgte ein weitläufiger Spaziergang durch die alte Chinatown am Fluß, wo ich an einem der Foodstall´s wiederum vorzüglich speiste und zurück in die Bencoolen Street. Ich saß noch keine 10 Minuten auf meinem Bett als meine Begleiterin in die Dormitory trat und es erfolgte Versöhnung. Sie hatte eine ähnliche Behausung in einem Hochhaus ein paar hundert Meter weiter auf der anderen Straßenseite gefunden. Dort bekamen wir dann auch ein billiges "Doppelzimmer", eine von mehreren Kabinen in einem großen Raum, die aus Spanplatten bestanden.
Damals war Singapur noch aufgrund seiner Zollfreiheit ein Einkaufsparadies, hauptsächlich für modernste elektronische Geräte aus Japan, die teils in Europa noch gar nicht erhältlich waren, sowie für Kameras. Deshalb hatten wir uns einen Teil unserer Reisekasse für Shopping in Singapur reserviert. So begaben wir uns per Bus in die Orchard Road um uns erst einmal etwas umzusehen.
Die chinesischen Verkäufer waren recht unfreundlich, sie machten ihr Angebot, wir meinten, wir würden es uns noch überlegen und bekamen dann zu hören, morgen bräuchten wir gar nicht erst wiederzukommen! Offensichtlich konnten sie über mangelnde Kundschaft nicht klagen!
Es war schon in der Nacht als wir wieder nach Hause kamen, wir nahmen noch einen Drink und legten uns dann rechtschaffen müde schlafen.
Erst um 10:30 erhoben wir uns wieder aus den Federn und starteten nach kurzem Frühstück einen Erkundungsspaziergang. Englisch ist Aufgrund des vielfältigen Völkergemisches offizielle Sprache in Singapur. Die Inder und Malayen hier waren wesentlich freundlicher als die Chinesen, vor allem was die Geschäftsleute anging. Nach dem bald eingenommenen Mittagessen ging es in die North Bridge Road um unsere Shoppingtour fortzusetzen. Ich legte mir dabei ein Objektiv für meine Kamera zu.
Darüber war es mittlerweile Nacht geworden und zurück im "Hotel", wurden wir bereits von unserem Bekannten Helmut erwartet. Es gab natürlich großes Hallo und wir fuhren dann gemeinsam auf einen Nachtmarkt um zu essen, ein paar Biere zu trinken und uns gegenseitig zu erzählen, was wir die letzten fünf Wochen alles erlebten, seit wir uns auf Sumatra getrennt hatten.
Den nächsten Tag ließen wir gemächlich an, wir hatten nichts spezielles vor und gingen im Chinesenviertel am Fluß bummeln. Chinesenviertel hört sich nach Enklave an, in Wirklichkeit ist die übergroße Mehrheit der Einwohner Singapurs chinesischer Abstammung. Ein Plakat fiel mir auf: "Speak more Mandarin and less Dialekt!"
"Chinatown" entsprach der Altstadt. Sehr viele Häuser aus der Kolonialzeit, dicht neben modernen Wolkenkratzern. (Dieses Viertel wurde mittlerweile komplett abgerissen und an anderer Stelle rekonstruiert wieder aufgebaut, wie ich vor Jahren dem "Weltspiegel" entnehmen konnte.) Das ganze Leben spielte sich hier auf der Straße ab. Essen, trinken, feilschen, chinesisches Theater, Wahrsager, Klatsch und was sonst noch alles so dazu gehörte.
Die Rückfahrt mit dem Bus war etwas schwierig, da sich mein gekaufter Busfahrplan nicht gerade als sehr übersichtlich erwies und wir einigemale in den falschen Bus gestiegen waren.
Am späten Nachmittag begab ich mich zu Fuß in die Orchard Road, wo ich in einem Supermarkt Essen kaufte. Es war doch ein ganzes Stück zu gehen gewesen und so wollte ich per Bus zurück, ich hatte jedoch meinen Fahrplan nicht dabei. So erkundigte ich mich und stieg in den Bus mit der genannten Nummer. Die Richtung stimmte in etwa, aber als wir eine ziemlich lange Strecke unterwegs waren, wurde ich mißtrauisch und stieg aus. Ich fragte einen Passanten und fand mich eine geraume Ecke von der Bencoolen entfernt wieder. Ich befand mich auf einer der vielen Einbahnstraßen, so mußte ich einen Markt durchqueren um auf eine andere Straße zu gelangen. Dort kam ein Bus mit der gleichen Nummer die Straße entlang, offensichtlich führte die Einbahnstraße in einer großen Schlaufe wieder zurück! So stieg ich wieder in die gleiche Linie und landete tatsächlich in der Bencoolen Street. Ich begab mich dort in eine Kneipe wo sich Helmut mit einigen Deutschen unterhielt. Kurz darauf kam F., auch sie war in der Orchard gewesen und bei der Rückfahrt hatte sie ganz genau das gleiche wie ich getan. Wir verzehrten in der Kneipe das gekaufte europäische Vesper zusammen mit einem Bier und begaben uns dann in unsere Behausung.