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Nepal - Asien |
Am 13. 12. 1979 wurden wir um 6:00 in der Früh von Magnus geweckt - wir hatten verschlafen - und ich packte noch rasch den Rest unserer Sachen und begab mich dann mit Magnus zum "Snowland", wo unser Bus um 6:30 losfahren sollte. Es wurde aber 7:30 bis dieser überhaupt kam. Meine Freundin hatte sich in weiser Voraussicht gleich an die vorletzte Haltestelle begeben und saß demzufolge schon im Bus, um Magnus und mir Plätze frei zu halten. Das war eine sehr gute Idee gewesen, denn die Kerle der Busgesellschaft verkauften jedem der mitwollte ein Ticket, und so war der Minibus schnell mehr als nur überbesetzt. Allesamt waren die Fahrgäste Reisende aus westlichen Ländern, und so pausierte unser Bus, der bald mit einem Affenzahn losbrauste, bis Kathmandu an keiner einzigen Haltestelle und schon um 14:30 erreichten wir die Hauptstadt Nepals. Während der Fahrt hatten wir jedoch verkehrsbedingt in einem Dorf einen kurzen Halt. Vor einem Restaurant lag ein schlafender Hund hinter dem Hinterrad eines Busses, der mit laufendem Motor vor diesem hielt. Der Bus war gerade dabei seine Fahrt wieder aufzunehmen und setzte deshalb zurück, dabei rollte er mit dem Rad über das Tier. Der Hund drehte sich unter dem Rad, kroch unter dem Bus hervor, stand auf, tat mit nach innen gekehrtem Blick noch zitternd einen tiefen Schnaufer und fiel dann mausetot um. Schreckensbleich kam der Busfahrer angelaufen, vermutlich hatte er geglaubt, einen Menschen überfahren zu haben. Etliche Männer versammelten sich bald mit ernsten Gesichtern um das tote Tier. Wahrscheinlich wurde der Vorfall als böses Omen der Götter gewertet.
Bei eben jenem Halt stieg auch ein junger Bänkelsänger (diese Leute wurden in der Regel kostenlos mitgenommen) mit einer Art Fiedel in unseren Bus. Die Kassette mit Santana wurde aus dem Recorder genommen und die Fiedel nahm ihre die Ohren quälende Arbeit auf. Viel bekam der Sänger nicht und die wenigen die ihm etwas gaben, taten dies nur unter der Aufforderung, das Gedudel und Gekrächze umgehend einzustellen. Schnell hatte er jedoch den Bogen heraus, jedesmal wenn er wieder zu singen begann, bekam er einige Paisa um wieder aufzuhören - also setzte er nach kurzen Pausen immer wieder von neuem an. Im nächsten Dorf wurde dieser fahrende Troubadix deshalb wieder aus dem Bus geworfen und Carlos und die anderen westlichen Bands durften den Rest der Fahrt weitermusizieren.
Nach der Hotelsuche in Kathmandu gingen wir dann italienisch Essen. Mein Gericht war allerdings nicht nur geschmacklich schlecht, sondern sollte in den nächsten Stunden auch üble Folgen zeigen.
Ich hatte mir eine kleine Darminfektion eingefangen und die Milch die ich zum Frühstück am nächsten Morgen trank, bekam mir gar nicht. In diesem miserablen Zustand ging es zur Post, denn wir wollten ein Paket mit Souvenirs nach Hause schicken. Mein Zustand verschlechterte sich jedoch und ich begab mich ins Hotel zurück, während meine Begleiterin alleine auf den Frachtgesellschaften die Erkundigungen über Preise und Versandbedingungen (Verpackung, Zollformalitäten u.s.w.) einholte.
Nachmittags begann sich mein Zustand mit Hilfe einiger Medikamente und viel Leitungswasser zwecks Flüssigkeitsausgleich wieder etwas zu bessern, sonst nahm ich an diesem Tag nichts mehr zu mir.
Ich kaufte an jenem Tag ein scharfgeschliffenes Sherpamesser der nepalesischen Armee für 50 Rupien, das mir ein Alter vor dem Hotel anbot.
Am 15. blieben wir relativ lange im Bett, weshalb wir dann gleich ins "Blue bird" zum Mittagessen gingen. Mir ging es heute wieder besser und ich verspeiste ein Wiener Schnitzel mit Rösti. Wer sich wundert, daß wir so häufig europäisch aßen, der muß sich klar machen, daß wir uns etliche Wochen in Indien nur von indischen Gerichten ernährt hatten. Zwar ist die indische Küche schmackhaft, doch erstens ist diese zumeist fleischlos, zweitens überkommt einen nach einiger Zeit doch der Wunsch, altgewohntes zu sich zu nehmen und drittens ist die nepalesische Küche recht fade. Hinzu kam, daß wir keine Ahnung hatten, was uns in Bangladesh kulinarisch erwartete, weshalb wir jetzt die Segnungen der touristischen Infrastruktur Nepals in vollen Zügen genossen. Allerdings war es ratsam, sich im Viertel der offenen Schlachtereien, die alles Fleisch lieferten, nicht allzu genau umzusehen. Doch nicht nur dort, sondern auch in den Restaurantküchen tummelten sich Ratten und diese Tiere wurden von den Hindus aus religiösen Gründen leider nicht getötet.
Es war schönes Wetter mit strahlendem Sonnenschein, das musste im kalten Kathmandu ausgenutzt werden und so machte ich einen längeren Spaziergang und ging dabei auf Fotojagd.
Zurück im Hotel traf ich meine Freundin wieder und wir wollten bei einem Silberschmied den Schmuck abholen, den wir gegen teilweise Vorkasse vor unserer Fahrt nach Pokhara in Auftrag gegeben hatten. Jener meinte jedoch, er sei noch nicht ganz fertig und vertröstete uns auf den Abend. Meine Begleiterin holte dann abends problemlos den gut verarbeiteten Schmuck alleine ab.
Es war in unserem ungeheizten Hotelzimmer bitterkalt, und so blieb ich am folgenden Morgen besonders lange unter der heißen Dusche um mich gleich darauf wieder zu meiner Freundin unter die warme Bettdecke zu kuscheln und erst um 11:00 zogen wir uns an.
Heute war der Geburtstag des verstorbenen Vaters des jetzigen Königs und so marschierten Truppen im Gleichschritt, der jedoch alles andere als "gleich" war, gefolgt von fürchterlichen Musikkapellen in altertümlichen Uniformen, rot gewandeten Tibetern mit großen Alphörnern sowie Hunderter Nepalesen durch die Straßen der Stadt, und so trieben auch wir uns den ganzen Tag auf den belebten Straßen herum.
Wir trafen dann noch einmal Magnus und wir verbrachten den Abend erst in einer Teestube und danach auf unserem Hotelzimmer, wobei wir uns über unsere nächsten Reiseziele unterhielten. Dies war unser letzter voller Tag in Kathmandu.
Meine Freundin brachte an unserem Abreisetag, Montag den 17.12.1979, unser Paket, das immerhin 7,5 Kilogramm wog, zur Frachtgesellschaft, während ich in einem Buchladen noch ein paar Bücher tauschte (ein schlechtes Geschäft) und unsere Post erledigte. Zurück im Hotel wartete meine Begleiterin schon auf mich und wir verabschiedeten uns von Magnus. Mit unserem übrigen Nepal-Geld kauften wir noch einige Kleinigkeiten, speisten hervorragend in einem relativ teuren und noblen indischen Restaurant, suchten dann ein Taxi und ab gings zum Airport. Dieser war ziemlich klein, wir hatten noch etwas Zeit und meine letzte Landeswährung reichte im Flughafenrestaurant gerade noch für ein sündhaft teures Bier. Um 13:00 öffnete der Schalter von Biman und bereits nach 15 Minuten deckten wir uns im Duty free shop ein.
Als ich in der alten "Fokker-Friendship" Propellermaschine Platz nahm, brach irgendetwas an meinem Sitz durch und ich saß leider etwas sehr tief. Doch waren die Fenster groß, wir saßen auf der linken Seite des voll besetzten Fliegers und konnten, fast bis wir Dacca erreichten, von der relativ niedrig fliegenden Maschine ein letztes Mal das Panorama der Eisriesen des Himalaya betrachten.