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Türkei - Asien

Reise durch den Westen der Türkei

Bursa

Istanbul sah vom Bosporus wirklich am schönsten aus und dieser Anblick sowie die Atmosphäre an Bord beruhigte mich.
Endlich wieder unter normalen Menschen!
Ich schoß ein paar Fotos, doch sollte sich zu Hause herausstellen, daß ich wieder einmal am falschen Platz gespart hatte. Fast alle im Freien gemachten Fotos, welche die extra für diese Reise neu gekaufte Billigstkamera lieferte, waren in der Bildmitte überbelichtet und zeigten dort sogar falsche Farben. (Die Fotos dieser Seiten sind deshalb soweit als möglich mit dem Bildbearbeitungsprogramm "Gimp" nachgebessert worden.)
Bald fuhren wir übers Marmara Meer und nach wenigen Stunden legten wir in Mudanya an. Mit einem Bus war schnell Bursa und somit die „richtige“ Türkei erreicht. Wieder einmal im Morgenland!
Ich fand ein angenehmes und günstiges Hotel unweit des Busbahnhofs. Im jedem Zimmer hing eine Preistafel, auf der verzeichnet stand, wieviel das Zimmer in Abhängigkeit der Zahl der hier logierenden Personen kostete. Betrug der Preis zum Beispiel für eine Person welche hier allein wohnte umgerechnet 3.- DM, so musste bei zwei Personen jeder vielleicht 1,80 DM bezahlen usw. Dies war in der ganzen Türkei, außer in Istanbul, üblich und während des ganzen Restes der Reise bewohnte ich jeweils ein Zimmer alleine und zu ähnlichen Preisen. Die Schublade des Nachttisches an meinem Bett war mit Seiten aus einem Comic ausgelegt, in welchem sich der Autor über die türkischen Militärs lustig machte, wie es schien. Der Besitzer des Etablissements war vermutlich nicht sehr regimetreu, denn auch alle anderen Kommoden hatten ähnliche Einlagen.
Bursa war eine angenehme Stadt am Fuß des Uludağ, eines hohen Berges und berühmt für den Obstbau der näheren Umgebung. Ich blieb zwei Tage dort. Dies war meine erste Reise, auf der ich einen dicken Reiseführer dabei hatte. In diesem las ich, in Bursa gebe es eine berühmte Moschee. Einen Übersichtsplan gab es in dem Buch auch, nach diesem konnte die Moschee nicht allzu weit entfernt sein und so machte ich mich auf, diese zu besichtigen.
Der Weg ging einen langgestreckten Hügel hoch, dieser wurde steiler, die Moschee tauchte nirgendwo auf, es war heiß und so beschloß ich, die Aktion abzubrechen. Vorher jedoch wollte ich mich auf einem Bänkchen, das am Rande neuer Wohnblocks stand, etwas ausruhen.
Einige Teenager sprachen mich an. Der älteste, ein etwa siebzehnjähriger, war der Wortführer, da er englisch sprach. Er ging auf irgendeine Militärschule und wollte Offizier werden.
Er war ziemlich nationalistisch eingestellt.
Als er in meinen Reiseführer, der neben mir lag, blätterte, fand er darin das romantische Foto eines türkischen Bauern mit Kopftuch auf einem Pferdekarren vor heruntergekommenen Häusern. Wahrscheinlich ein Bewohner des arabisch geprägten südlichsten Teiles der Türkei.
Verächtlich sprach er mit seinen Kameraden, wobei er mehrmals auf das Foto deutete.
„Das Foto ist eine Fälschung! So etwas gibt es in der ganzen Türkei nicht!“
Meinte er erregt.
„Sieh dich doch einmal um,“ wobei er auf die neuen Häuser deutete, „das ist die Türkei!“
Der junge Mann ging offenbar ziemlich blind durch die Welt, oder er hatte noch nicht viel von seinem eigenen Land gesehen.
Inwieweit der Besuch der Militärschule für diese Blindheit gegenüber der Realität verantwortlich zu machen war, kann ich nicht sagen, doch ist Realitätsverkennung ja bekanntermaßen eine Eigenschaft der Militärs auf der ganzen Welt.
Ich ließ mich nicht auf ein Wortgefecht ein, sondern spendierte uns allen aus dem kleinen Kaufladen hinter uns ein Soft-Eis und machte mich dann wieder auf den Heimweg.

Auf den Dardanellen bei Canakkale
Auf einer der kleinen Fähren nach Europa

Çanakkale

Von Bursa machte ich mich mit dem Bus auf den Weg nach Çanakkale.
An manchen Stellen berührte die Straße das Marmara Meer, an manchen Stellen verlief sie außer Sichtweite von diesem. Nach einigen Stunden Fahrt bewegte sich ein großer Frachter vor einem Hügel über Land.
Über Land?
Mir war schnell klar, das konnten nur die Dardanellen sein, in deren Sichtweite die Straße bald verlief. Ich hatte schon breitere Flüße gesehen und wie ein solcher wirkte diese Meeresstraße auch.

Europäische Seite der Dardanellen
Festung auf der europäischen
Seite der Dardanellen

Auch Çanakkale war ein angenehmes Städtchen, ich kehrte dort in den kleinen Restaurants am Ufer ein und wollte die Festung am Ausgang der Dardanellen besichtigen, die laut meinem Reiseführer sehenswert war. Doch auf der Festungsmauer patrouillierte ein Soldat, der mich verscheuchte, das Gelände war militärisches Sperrgebiet. So betrachtete ich mir den Minenleger aus dem 1. Weltkrieg, welcher am Ufer aufgebockt war. Dieses heldenhafte Boot hatte damals wesentlich zum Scheitern der alliierten Landung am Eingang der Dardanellen beigetragen, indem es trotz Granatenhagel der feindlichen Schiffe die Einfahrt der Meeresstraße verminte und damit sogar ein alliiertes Schlachtschiff zum sinken brachte, das auf eine der Minen lief.
Für ein paar Pfennige setzte ich mit einer kleinen Fähre nach Europa über und besichtigte dort die Ruinen einer weiteren osmanischen Festung.
Ich hatte mir in Bursa Waschzeug gekauft und da das moderne Rasierzeug teuer war, beschlossen, alle paar Tage einen Barbier aufzusuchen (ein Drei-Tage-Bart war damals eh gerade in der Mode), was ich jetzt in Çanakkale das erste Mal in die Tat umsetzte, ein recht preiswerter Service. Einmal irgendwo drehte ein Barbier als Abschluß der Rasur schnell meinen Kopf hin und her und ließ dabei meine Halswirbel laut knacken. Ich war überrascht, doch fühlte ich mich hinterher wunderbar frei und leicht. Eigentlich schade, daß in Europa die Bader schon vor sehr langer Zeit zu Friseuren mutiert sind, welche außer Haareschneiden nichts mehr können!

Troja

Die Hauptattraktion von Çanakkale war für Fremde natürlich das nahe gelegene Troja, in das auch ich mit einem Bus fuhr. Dort stolperte ich ein paar Stunden durch große Haufen zertrümmerter Steine, ein Steinbruch wäre kaum uninteressanter gewesen. Zumal es nur selten Beschriftungen gab, auf denen Aussagen über das Alter und die einstigen Funktionen der Trümmerhaufen vermerkt waren. Ein vorbildhaftes Freilichtmuseum jedenfalls war das weltberühmte Troja damals nicht.
Ein kitschiges begehbares Holzpferd stand auf der Anlage und ich bat einen Deutschen mich davor zu fotografieren. Sonderlich viele Besucher trieben sich allerdings hier nicht herum, die überwältigende Mehrheit der Türkei-Touristen interessieren sich wohl eher für Sonne und Meer etwas weiter südlich.
Na ja, bin ich also auch mal im sagenhaften Troja gewesen...

Nach ein paar Tagen fuhr ich mit einem der sehr billigen, modernen und schnellen Busse, welche in der Türkei alle Städte miteinander verbinden, nach Bergama. Das heißt, in die Nähe von Bergama, denn an der Abzweigung der Hauptstraße, die weiter nach Izmir führte, wohin auch der Bus fuhr, warf mich der Busfahrer trotz heftigem Protestes meinerseits aus dem Bus, mitten in der Pampa.
Bis Bergama, das antike Pergamon, waren es noch einige Kilometer und nur alle Jubeljahre kam ein PKW vorbei, von denen zunächst keiner anhielt, als ich während meines Marsches den Daumen hob. Endlich kam ein Pickup mit Feldarbeitern vorbei und ich durfte mit auf die Ladefläche klettern.

Çanakkale
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