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Türkei - Asien |
In Istanbul morgens angekommen, stieg ich den Hügel zur Sultanahmet ( - dieser Name wird für jeden Istanbulbesucher schnell zum Begriff - ) hinauf, um zu sehen was aus dem „Puddingshop“ geworden war und in deren Nähe ein Hotel zu suchen.
Den „Puddingshop“ gab es noch, auch wenn sich das Publikum gewandelt hatte. Für alle Gäste, lauter junge europäische Touristen, war die Türkei das Endziel ihrer Reise. Indien war out. Ich trank ein Bier in diesem berühmten Schnellimbiß, speiste und ging dann auf Hotelsuche. Die Teestube um die Ecke gab es nicht mehr und auch am Haus des „Akin“ fehlte das Hotelschild. (Siehe "Hippie trail")
Nach etlichen Versuchen glaubte ich das richtige Hotel, nämlich ein sehr günstiges, gefunden zu haben. Ich quartierte mich in einem der für die damalige Türkei typischen Dreibettzimmer ein, das ich zunächst nur mit einem jungen sympathischen Geschäftsmann aus Kayseri zu teilen hatte.
Ich klapperte dann einige Busagenturen ab und erstand für etwa umgerechnet 40.- Mark eine Fahrkarte für den 15. August nach München. Zurück im Hotel, fand ich den jungen Türken gerade beim packen, obwohl auch er erst heute in dem Hotel eingezogen war.
Dieser meinte, die Leute hier im Hotel seien Gangster und er würde sich ein anderes Hotel suchen. Mir würde er raten, es ihm gleich zu tun. Sprachs, nahm seine sieben Sachen und verschwand.
Ich ging davon aus, daß er mit dem Wirt in Streit geraten war, so etwas kann ja vorkommen und mich ging die Sache gar nichts an.
Ich besichtigte dann die Hagia Sophia und das Topkapi Serail, machte noch einen Spaziergang ans Goldene Horn und ein Stück durch Galata und kehrte gegen Abend rechtschaffen müde in mein Hotel zurück. Anstelle des jungen Geschäftsmannes hatte sich ein kräftiger Kerl mittleren Alters mit in mein Zimmer einquartiert. Er saß auf seinem Bett und wir radebrechten ein paar Worte, aus welchem Land ich sei.
Dann holte er unvermittelt sein Gemächte hervor, begann es mit den Fingern zu manipulieren und forderte mich durch Gesten auf mitzumachen. Ich bekam einen Lachanfall, welcher ihn wohl destimulierte, denn er packte das erschlaffte Ding wieder ein. Ich ließ ihn allein und setzte mich ins Hotelrestaurant im Erdgeschoß, um etwas zu essen.
Ein junger tätowierter Türke, der akzentlos deutsch sprach, setzte sich dort zu mir an den Tisch. Tattoos waren damals eigentlich nur bei Seeleuten und Knastbrüdern verbreitet und ein Seemann war das bestimmt nicht.
Er bestellte eine kleine Flasche Raki mit zwei Gläsern und bot mir von der „Löwenmilch“, was ich gerne an nahm. Nach kurzer Unterhaltung kam er zur Sache.
Ob ich etwas Haschisch kaufen wolle.
„Nein!“
Ob ich dann wenigstens mit ihm einen Joint rauchen wolle?
„Nein!“
Aber er ließ nicht locker, auch als wir uns über andere Dinge unterhielten, kehrte er mehrmals wieder auf dieses Thema zurück.
Ob ich denn wirklich nicht kiffen würde?
Offenbar schien er mir nicht zu glauben. In seinem Gesicht zeigte sich jetzt nicht nur ein enttäuschter, sondern fast sogar ein gehetzter Ausdruck.
Ich fragte ihn direkt, ob er in Deutschland im Knast gewesen sei, was er dann zugab. Er wäre aus Deutschland ausgewiesen worden, aber er hätte „seine Lektion gelernt“. Weshalb er „gesessen“ hatte, wollte er mir allerdings nicht sagen.
Die Sache war nun klar, dieser Mensch war ein Lockvogel, der für korrupte Polizisten junge Touristen köderte, die sich dann mit einem saftigen Lösegeld vor einer Anzeige freikaufen mussten - wenn sie Glück hatten. Hatten sie Pech, sammelte der Polizist Bonuspunkte für eine Beförderung. Er verabschiedete sich dann recht schnell, er war offenbar unter Erfolgsdruck und vielleicht war er auch süchtig, obwohl er ziemlich klare Augen hatte.
Ich trank noch gemütlich ein Bier, die Uhr ging schon gegen zehn und so begab ich mich aufs Zimmer.
Der dicke Türke war nicht anwesend, aber sein Gepäck stand noch herum. Vorsichtshalber steckte ich mein Messer gfriffbereit unter das Kopfkissen. Nach einiger Zeit kam dann der Türke und legte sich schlafen.
Mein Schlaf in dieser Nacht war, trotz großer Müdigkeit, ein sehr, sehr leichter.
So konnte es nicht weitergehen, Istanbul gefiel mir sowieso nicht und deshalb begab ich mich am anderen Morgen auf das Touristenbüro, um mich dort zu erkundigen, wo die Schiffe nach Mudanya, dem Hafen von Bursa, abgingen und wie ich dorthin käme.
Als ich zurück kam, war der Türke ausgezogen, wie ich am fehlenden Gepäck sah. Aber nicht nur sein Gepäck hatte er anscheinend mitgenommen, sondern auch meinen Kulturbeutel samt Naßrasierer und Zahnbürste.
Toll!
Wutentbrannt stürzte ich die Treppen hinunter und lieferte dem Wirt eine Szene.
Der Wirt blieb gelassen, dafür könne er nichts, den Namen des Mannes kenne er nicht und wenn ich wolle, könne ich ja zur Polizei gehen.
Ich war mir nicht so ganz sicher, ob der dicke Türke oder nicht doch ein Hotelangestellter den Kulturbeutel entwendet hatte. Laut reagierte ich mich noch etwas ab und packte dann den übrig gebliebenen Rest meiner Sachen.
Verwunderlich war nur, daß außer dem Waschzeug nichts gestohlen wurde, mein relativ teures Messer, das ich natürlich nicht auf der Straße mit mir herum schleppte, und mein kleiner Kurzwellenempfänger waren noch da.
Mit dem vom Touristenbüro angegebenen Bus fuhr ich dann zur Landungsstelle auf der anderen Seite des Goldenen Hornes, kaufte ein Ticket und nach einiger Zeit legte mein Schiff ab.