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Indonesien - Asien

Indonesien, Reich der siebzehntausend Inseln

Buddhastatue auf dem Borobodur
Buddhastatue auf dem Borobodur (auch Borobudur). Unter allen Stupas auf dem Borobudur befinden sich solche Idole, meist haben diese Stupas Mauerdurchbrüche.

Zum Borobudur

Yogjakarta ist nicht nur für seine lebendige Kultur und Kunst in ganz Indonesien bekannt, weltberühmt ist es sogar für das ganz in der Nähe liegende buddhistische Bauwerk des Borobudur oder Borobodur. Diesen gewaltigen Tempel kann man getrost zu den bedeutendsten kulturellen Bauwerken der Welt zählen.
Leider ist das Borobudur aber durch die politischen Ereignisse der letzten Jahrzehnte zur Zielscheibe verblendeter islamistischer Eiferer geworden. Ähnlich wie in Afghanistan, scheinen buddhistische Monumente auch in Indonesien solch unterbelichtete Irre magisch anzuziehen. Die Gefahr von Anschlägen auf das Borobodur ist real. Immer wieder sprechen indonesische Sicherheitsbehörden Warnungen aus, beispielsweise im September 2012 und im Frühjahr 2011.
Bei unserem Aufenthalt im Jahr 1980 war aber an solche Absurditäten glücklicherweise noch nicht zu denken.

Gesamtansicht des Borobudur im Jahr 1980
Gesamtansicht des Borobudur im Jahr 1980

Um von Yogjakarta an den Borobudur zu gelangen, ließen wir uns zuerst von einer Rikscha zum THR-Busbahnhof bringen. Dort konnten wir einen Bus besteigen, der gleich darauf abfuhr und uns in das etwa 30 Kilometer entfernte Muntilan brachte. Unser Busfahrer hatte seinen Beruf verfehlt - er hätte Rennfahrer werden sollen, und so erreichten wir den Ort in erstaunlich kurzer Zeit. Diese Busfahrt kostete 100 Rupiahs. Von Muntilan liegt der Borobudur noch 9 Kilometer entfernt, welche wir für weitere 75 Rps. in einem Minibus zurücklegten.
Das Erste, das ich vom Borobudur erblickte, waren zwei riesige Baukräne, denn die gesamte Anlage wurde gerade in sorgfältiger Arbeit mehrere Jahre lang restauriert. An der Straße, die zum Monument führte, reihte sich Andenkenladen an Andenkenladen.

Blick durch eine perforierte Stupa des Borobudur
Blick durch eine perforierte Stupa des Borobudur

Die Tempelpyramide des Borobudur

Der Eintritt in den ganz aus dunklem Vulkangestein erbauten einstigen Tempel kostete weitere 100 Rupiahs. Touristen aus aller Welt, aber auch sehr viele aus Indonesien selbst bevölkerten den zugänglichen Teil des Borobodur. Ständig musste man Acht geben, um nicht aus Versehen in eines der vielen Erinnerungsfotos zu geraten, mit denen sich die Leute vor dem Hintergrund von irgendwelchen Stupas oder Buddhas ablichten ließen. Der Teil des Bauwerks, an dem gearbeitet wurde, war durch Gitter abgesperrt, was natürlich schon einigermaßen den Gesamteindruck störte. Trotzdem strahlte das Borobudur eine fast mystische Wirkung auf mich aus, ähnlich der Wirkung von großen gotischen Kathedralen im heimischen Europa.

Restaurierung des Borobodur
Im Jahr 1980 war nur etwa die Hälfte des Borobodur für Besucher zugänglich.

Der Borobodur wurde vermutlich irgendwann im 8. bis 9. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung errichtet, geriet aber bereits nach wenigen Jahrhunderten in Vergessenheit. Die Anlage ist nicht komplett künstlich errichtet, sondern man nutzte beim Bau einen natürlichen Hügel aus, der ummauert und planiert wurde. Daher wahrscheinlich auch der Name "Borobudur", dieser dürfte soviel wie "Tempel-" oder "Klosterhügel" bedeuten. Ob mit dem Borobudur eine - wie so oft bei religiösen Denkmälern - bereits vorher genutzte ältere Kultstätte überbaut wurde, ist nicht bekannt. Die Errichtung eines derart konstruierten Bauwerks hat jedenfalls alle eventuell vorhandenen Spuren älterer Kultplätze komplett vernichtet.

Relief am Borobodur
Eines der Reliefs mit einer Szene aus dem Leben des Erleuchteten am Borobodur

Bereits beim Bau des Borobudur traten wohl schon Probleme mit der Statik auf, so jedenfalls deuten Archäologen niemals fertig gestellte, sondern wieder übermauerte Reliefs an den Außenwänden. Diese Außenmauern wurden dann erneut mit Reliefdarstellungen aus dem Leben Buddhas verziert. Leider waren in der Restaurierungsphase, in welcher wir das Denkmal besuchten, nur verhältnismäßig wenige dieser Reliefs für Besucher zugänglich.

Buddha in einer zur Hälfte restaurierten Stupa
Buddha in einer zur Hälfte restaurierten Stupa

Im Gegensatz zu vielen anderen bedeutenden antiken Bauwerken, besitzt der Borobodur keinerlei größere Hallen oder auch nur geschlossene Räume. Allerdings sind die Stupas natürlich hohl, bautechnisch dienen sie als Schutz für die darin eingemauerten Buddha-Figuren. Das eindringende Regenwasser ist der größte natürliche Feind des Denkmals und dürfte vermutlich schon in der Bauphase wesentlich zu den oben angedeuteten statischen Problemen beigetragen haben.

Detail am Borobudur
Detail am Borobudur

Viele Jahrhunderte lang lag der Borobudur im Kedutal unter dicken Schichten von Vulkanasche des nahen Merapi sowie dichter Vegetation begraben. Einigermaßen rätselhaft ist, wie ein Bauwerk von solchen Dimensionen schon in vorislamischer Zeit in Vergessenheit geraten konnte. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Reste des buddhistischen Monuments wiederentdeckt. Nach und nach kamen kamen dann die riesigen Ausmaße des Borobodur zum Vorschein.

Blick vom Borobudur auf das Kedu-Tal im Jahr 1980
Blick vom Borobudur auf das Kedu-Tal im Jahr 1980
Borobudur

Der Borobudur hat die Form einer Terrassenpyramide, nur die obersten drei dieser Terrassen tragen Stupas. Auf der obersten Terrasse herrschte, vielleicht bedingt durch die etwas wirren Absperrungen damals, kaum Publikumsverkehr. So ließen wir uns auf dem Boden der Plattform nieder und genossen die Ruhe und den herrlichen Ausblick über das Kedutal mit seinen Palmplantagen. Wahrlich ein Platz der Besinnung und Einkehr. Ob dieser Eindruck durch das Bauwerk, die ländliche Umgebung oder deren Kombination hervorgerufen wurde, kann ich nicht sagen. Jedenfalls, wer ein Gespür für solche Dinge hat, wird ebenso wie ich ein Gefühl von Kosmos und Unendlichkeit an diesem Ort empfinden. Wir blieben hier oben, bis der Muezzin der Moschee des nahen Dorfes zum Gebet rief und brachen dann auch auf, um wieder nach Yogjakarta zurück zu fahren.

Jawa, wie die Insel vor der Einführung von Denglisch auf Deutsch einst hieß, und was im übrigen - wie fast bei allen alten Schreibweisen - der Aussprache des Namens in der lokalen Sprache viel näher kommt, ist mir vor allem wegen der faszinierenden Atmosphäre, welche das Borobudur und die alte Stadt Yogjakarta verströmten, wie ein wundervoller Traum in Erinnerung geblieben...


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