Reiseberichte | ||
Reise-Informationen | ||
Indonesien - Asien |
Kinder werden, anders als in unserem eng beschränkten westlichen Kulturkreis, im größten Teil der Welt als kleine Erwachsene betrachtet. Natürlich gibt es auch Zeit für Spiel und Spaß, doch haben Kinder auch ihren Platz bei den Pflichten der Familienmitglieder. Hier beispielsweise müssen Kinder der Bataker die Wäsche der Familie waschen, was gar nicht so einfach ist wie es vielleicht aussieht. Das Mithelfen bei der schweren Feldarbeit ist überall selbstverständlich, und wenn es der Familie schlecht geht, müssen Kinder auch bezahlte und geregelte Arbeit aufnehmen. Dies artet oft oder zumindest manchmal in Ausbeutung oder gar Sklaverei aus. Der Boykott von Produkten aus Kinderarbeit ist allerdings keine Lösung, denn etwas überspitzt formuliert bedeutet das schlicht: Arbeiten dürfen Kinder nicht, verhungern allerdings sehr wohl. Der übliche Einwand auf dieses Argument lautet, dann müsse man eben dafür sorgen, dass niemand an Armut zugrunde geht. Sehr hilfreich, wenn außer den Betroffenen noch jemand weiß, dass man das ändern sollte...
Durch die politische Korrektheit, welche seit etlichen Jahren und Jahrzehnten inflationär um sich greift, werden leider sehr viele Tatsachen und Wahrheiten dem schönen Schein geopfert. So auch die Vergangenheit der Bataker. Auch wenn es beispielsweise im gängigsten Online-Nachschlagewerk gegenwärtig schamhaft verschwiegen wird (vermutlich wäre das eine "neokolonialistische Sichtweise" oder gar Schlimmeres), so ist es doch leider eine Tatsache, dass die lieben alten Bataker nun einmal Kannibalen waren. Wenngleich vermutlich nur zu rituellen Anlässen, wurden bei den Batakern doch noch im 19. Jahrhundert Menschen bei bestimmten Ritualen getötet und verspeist. Bei der Wikipedia ist nichtssagend lediglich von "Opferplätzen" die Rede, Kannibalismus wird mit keinem Wort erwähnt.
An meinem zweiten Tag in Ambarita ging ich durch das Dorf, und ein vielleicht dreizehnjähriges Mädchen sprach mich an:
"Hallo!"
"Hallo!"
"Was machst du gerade?"
"Wie du siehst, spaziere ich ein bisschen durch das Dorf!"
Sie forderte mich auf: "Komm mit!" und entfernte sich ein paar Schritte.
"Wohin?" rief ich ihr nach.
"Ich werde dir etwas zeigen!"
Die Frage: "Aber was denn?" beantwortete das Mädel jedoch nicht, sondern machte nur die Geste des Kopfabschneidens. Das erweckte natürlich meine Neugierde, und ich folgte dem Kind. Der Weg führte entlang einer Mauer aus großen behauenen Steinen, welche mich an Fotos von peruanischen Bauwerken aus der Inkazeit denken ließ. Wir erreichten eine schmale Pforte, gleich dahinter stand die oben abgebildete Götterstatue.
"Die Touristen fotografieren immer diese Figur," meinte sie, auf die Statue deutend "und da hinten wurde den Leuten der Kopf abgeschlagen!", wobei sie auf zwei steinerne Gruppen deutete.
Ich hatte vorher keine Ahnung, dass die Bataker einst Menschen geopfert hatten und war einigermaßen überrascht.
Dier erste Gruppe bestand in aus Fels gehauenen Sesseln, auf einem davon saß eine Götterfigur, während eine andere in betender Haltung auf dem Boden kniete.
"Hier!" lenkte das Mädchen meinen Blick auf die andere Gruppe, welche von einer Götterfigur bewacht wurde (Foto oben). Weitere steinerne Sessel waren halbkreisförmig um einen steinernen Tisch angeordnet, etwas abseits waren zwei große Steinblöcke zu sehen, einer davon mit einer bogenförmigen Aussparung.
"Dort wurde ihnen der Kopf abgeschlagen", meinte meine Begleiterin, auf den Stein mit der Aussparung deutend.
"Der König trank dann das Blut!"
"Aha"
"Und dort" wobei sie auf den zweiten Quader deutete, "wurde er dann zerschnitten."
"Machten diese Leute das zu Ehren ihres Gottes?"
Aber sie verstand die Frage nicht.
"Früher gab es keinen Gott, das waren schlechte Menschen!"
"Du bist Christin?"
"Ja, und du auch? - Bitte gib mir etwas Geld, ich räume hier immer auf!" bat sie mich, demonstrativ ein gefallenes Blatt vom Boden aufhebend.
"Wieviel willst du?"
"Das hängt von dir ab, aber nehmen wir an, ich sage 100 Rupiahs, dann gibst du mir 200!"
Lachend gab ich ihr dann doch 100 Rupiahs (damals etwa 30 Pfennige), denn diesen interessanten Platz musste ich auch meiner im Haus gebliebenen Begleiterin zeigen...
Diese war allerdings mittlerweile von einer Nachbarsfamilie gebeten worden, herüber zu kommen. Ein kleines Kind der Familie war krank. Es war zu jener Zeit nicht ungewöhnlich, dass in Asien viele Leute aus der ländlichen Bevölkerung dachten, alle Weißen verstünden etwas von Medizin. Befördert wurde dies auch dadurch, dass alle Reisenden eine kleine Reiseapotheke dabei hatten. Wurde man um Arznei gebeten, half man natürlich mit ein paar Pillen aus. Das Kind nun hatte starkes Fieber, und wir rieten den Eltern, gleich morgen über den See zum Arzt zu fahren. Gegen das akute Fieber gab ich dem Kind ein paar Tropfen Novalgin.