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Marokko - Afrika |
Am 19. September fuhren wir also mit Ardi Richtung Granada, wo wir ebenfalls auf einem günstigen Campingplatz ein paar Kilometer außerhalb unterkamen.
Ardi wollte in Granada, das für seine Instrumente berühmt ist, eine Gitarre kaufen, und so fuhren wir nach der mittäglichen Siesta in die Altstadt ins Viertel der Instrumentenbauer.
Das war nun wirklich interessant den Verhandlungen und Beratungen beizuwohnen.
Ein, einst berühmter, etwa 70jähriger Musiker, der nun „zu alt“ für das professionelle Spiel war, kam in einem der Geschäfte vorbei, um die Gitarren zu „stimmen“. In Wirklichkeit legte er einen erstklassigen Flamenco hin und wir waren begeistert. So etwas hatten wir bisher noch nie erlebt! Es schien, als könne der großartige Künstler völlig ohne Publikum nicht leben, so führte er eben jetzt im Alter seine Kunst nur im allerkleinsten Kreis der Gitarrenbauer auf. In mehreren Läden, deren einzige Kunden wir oft waren, hingen gerahmte Zeitungsausschnitte aus vielen Ländern mit dem Konterfei dieses Flamenco-Gitarristen an der Wand. Leider habe ich mir dessen Namen nicht aufgeschrieben.
Nach etlichen Stunden in der gelassenen, altmodischen und fast familiären Atmosphäre dieser Geschäfte, die alle auch Werkstätten waren in denen die Gitarren gefertigt wurden, erwarb Ardi für etwa 400 Mark ein Instrument. Ardi verstand etwas von Musik und meinte, daß eine Gitarre solcher Qualität in Deutschland weit mehr als 1000 Mark kosten würde.
Am nächsten Tag dann war ein Besuch des Palastes angesagt, für den Granada in aller Welt berühmt ist – der Alhambra.
Unser Campingplatz lag außerhalb und wir folgten einem Wegweiser. Doch irgend etwas war nicht so, wie es sein sollte. Die Straße wurde immer kurviger und führte letztlich nach Süden, immer höher die licht bewaldeten Berge hinauf.
Ardi jedoch hatte Zeit und so folgten wir der Straße in die Sierra, bis sie bei einem hochgelegenen Skilift mit Restaurant endete. Der Lift war in dieser Jahreszeit natürlich nicht in Betrieb.
Wir drehten um und fanden diesmal die richtige Abzweigung nach der Burg. Wir parkten in deren Nähe und sahen uns am Eingang mit einem verschlafenen Angestellten konfrontiert. Die Preise waren vielfach gestaffelt und der Kerl wollte uns nur die teuersten Karten verkaufen.
Wir waren aber alle drei durch die marokkanische hohe Schule der Verhandlungskunst gegangen und dagegen kam er nicht an. Wir erhielten schließlich die billigsten Tickets, die kein großes Loch in unsere arg geschrumpfte Reisekasse rissen.
Die Alhambra ist nun wirklich ein großes und faszinierendes Bauwerk, auch wenn Umbauten aus nachislamischer Zeit das Gesamtkunstwerk an einigen Stellen beschädigt haben.
Stundenlang besichtigten wir den von vielen Touristen belebten wehrhaften Palast, manche Amis waren mit drei oder gar vier Fotoapparaten bewaffnet. Eine verbreitete Sitte amerikanischer Reisegruppen.
Wenn man keine Lust hat, einen angebotenen Ausflug mitzumachen, bittet man einen Mitreisenden, den eigenen Fotoapparat mitzunehmen und einige Aufnahmen zu machen. Zu Hause kann man dann bei seinen Freunden angeben, wo man schon überall gewesen ist und was man im alten Europa so alles gesehen hat.
Es galt ungeheuer viel zu entdecken und auf sich wirken zu lassen.
Eine geradezu barocke Prachtentfaltung, die sich die muslimischen Feudalherrscher auf Kosten des Volkes leisteten. Gut möglich, daß dieses Bauwerk ein Vorbild für das Zeitalter des Barock etwa zweihundert Jahre später wurde.
Abschließend stiegen wir auf einen der Verteidigungstürme und genossen die großartige Aussicht über die Stadt und die Sierra Nevada...
Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe verließen wir die schöne südspanische Stadt Richtung Norden. Nach etlichen Stunden erreichten wir Madrid. Wir fuhren in die Innenstadt, wo wir irgendwo parkten und uns etwa anderthalb Stunden lang umsahen. Irgendwann nachts erreichten wir das berühmte Guernica, in dessen Nähe wir unsere Schlafsäcke auf einer Wiese ausrollten.