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Marokko - Afrika |
Am Mittwochmorgen nahmen wir einen Bus, der uns in die Höhe des Rifgebirges, das sich reizvoll und bewaldet zeigte, nach Ketama brachte.
Schon im Bus waren wir von jemand angesprochen worden, wir könnten in Ketama bei ihm wohnen und essen. Im Bus fuhr auch ein Marokkaner mit, der in Freiburg im Breisgau arbeitete und der auf Heimaturlaub war.
Von diesem erhielten wir einige gute Ratschläge über Marokko.
Deutschland gefiel ihm besser als seine Heimat.
„Zu viele Gauner hier und in Deutschland sind in den Geschäften die Preise für alle gleich, egal ob du Deutscher oder Ausländer bist!" meinte er.
Der Bus sollte in Ketama von der Haltestelle, der Abzweigung der Straße nach Fes, weiter an die Nordküste fahren.
Die Situation war unübersichtlich, außer den beiden Straßen und vielleicht drei oder vier weitläufig verstreuten Häusern war zwischen den Bäumen nicht viel zu erkennen und eine ganze Schar Schlepper belagerte die Bustüren.
Wir wollten in das Zentrum der Stadt und so ließen wir uns von Schleppern überreden ihnen zu folgen, sie brächten uns in ein Hotel. Auf diese Weise wollten wir uns orientieren und die Schlepper dann abweisen.
Als wir losmarschierten fuhr gerade auch der Bus weiter. Ich wurde gewahr, daß der Freiburger, aufgeregt den Kopf schüttelnd, am Fenster winkte und ich bewegte ebenfalls meine erhobene Hand.
Der gute Mann macht sich zu viele Sorgen, so dachte ich.
„Wir könnten den Weg abkürzen, wenn wir hier durch den Wald gehen" meinte unser Anführer, ein etwa Dreißigjähriger auf englisch. Wie relativ viele Marokkaner, sprach er außer Arabisch und Französisch gleich noch mehrere andere Sprachen.
Wir waren einverstanden und folgten ihm und einem seiner Kameraden, während der dritte Schlepper hinter uns her ging.
Nachdem wir etwas mehr als einen halben Kilometer durch die Büsche gestolpert waren („Wir sind doch gleich da, nur noch ungefähr hundert Meter, wir könnten ja euer Gepäck tragen!“) erreichten wir große freie Felder die endlich einen Überblick über das Gelände um Ketama boten.
Von einer Stadt, wie ich erwartet hatte, konnte keine Rede sein. Der Ort war lediglich ein kleines Dorf entlang der Straße nach Fes und unser Weg durch den lichten Wald hatte uns direkt von der Siedlung entfernt.
In meiner Reisetasche lag stets ganz oben ein großes Messer, welches ich jetzt in der Tasche mit der Faust umklammerte, nachdem ich unauffällig den Reißverschluß aufgezogen hatte.
Ich forderte meine Begleiterin in breitestem schwäbischen Dialekt auf, sich nach einer Waffe umzusehen, sie entdeckte im Feld die große Scherbe einer Flasche und hob diese auf.
Der hinter uns Gehende bemerkte dies, sah meine Hand in der Schultertasche und warnte seine Genossen.
Kurzerhand befahl ich ihm, voraus zu gehen und er gehorchte ebenso wie die anderen beiden, die ich unmissverständlich anwies, sich von uns zu entfernen. Sie wussten wohl nicht, welche Art Waffe sich in meiner Tasche verbarg, sonst hätten sie sich vielleicht widersetzt. Doch war ich entschlossen, mein Messer notfalls kompromisslos einzusetzen und auch meine Begleiterin war nicht gerade ein Hasenfuß.
Wir traten den kürzeren Rückzug im rechten Winkel zur Straße an, in gehörigem Sicherheitsabstand verfolgt von den drei uns laut beschimpfenden Kerlen. Diese verschwanden erst, als wir die Straße erreicht hatten, auf der gerade ein Mann im landesüblichen Kapuzenmantel daher schritt.
Dieser hatte den letzten Teil der üblen Beleidigungen gehört und fragte was denn los sei.
Nachdem wir den Vorfall geschildert hatten meinte er, wir hätten gut daran getan, nicht mit diesen Leuten gegangen zu sein. Diese wären bekannt dafür, daß sie junge Touristen in ihr Bauernhaus brächten, wo die Gäste mit einer starken Dosis Haschisch im Tee oder Essen betäubt und danach ausgeraubt würden.
Im Ketama zeigte uns der Mann dann die beiden heruntergekommenen kleinen Hotels des Ortes.
Die Leute im Dorf erzählten, es gebe viele „Engländer“ hier, doch während unseres Aufenthaltes dort haben wir keinen einzigen gesehen. Ketama selbst war im Gegensatz zu seiner Umgebung völlig reizlos, doch schon allein der stark besetzte Polizeiposten hatte genügend abschreckende Wirkung, um auf eine Wanderung durch die Berge zu verzichten und an diesem Tag ging kein Bus mehr, wir waren also gestrandet.
In einem der Hotels nahmen wir deshalb für 10 Dirham ein Zimmer.
Die klare Luft der Nadelwälder dieses Gebirgsdorfes erinnerte mich ein wenig an den heimischen Schwarzwald und nachts wurde es trotz der heißen Jahreszeit richtiggehend kühl.