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Marokko - Afrika |
In der alten Königsstadt Fes mit dem Gewirr ihrer großen Medina herrschte trotz erdrückender Hitze ein reges und hektisches Treiben.
Nach Sonnenuntergang saßen die Menschen in gelöster Stimmung vor ihren Häusern um zu essen und zu trinken, denn die Hitze in den Gebäuden war fast nicht auszuhalten. Bald roch auch die ganze Altstadt nach Kif, dem marokkanischen Wort für Marihuana, das viele der Marokkaner nach dem Essen in aller Öffentlichkeit rauchten, so, wie man bei uns nach dem Essen noch gemütlich ein Glas Wein oder Bier trinkt.
Wir sahen uns nach dem ersten Essen des moslemischen Fastenendes in den bis spät abends geöffneten Läden noch recht günstige Teppiche an. Doch muß man etwas von solchen Dingen verstehen, wenn man von den gerissenen Händlern nicht übers Ohr gehauen werden will.
Ein berüchtigter, extrem trockener, alles Leben erdrückender Luftstrom aus der Wüste strich über die Stadt. In unserem Hotelzimmer, für das wir 10 Dirham (etwa 5.- Mark) bezahlten, lagen wir nachts schlaflos unbekleidet auf dem Bett und selbst das „kalte“ Wasser, das allerdings lauwarm aus der Leitung floss, brachte, mit einem Schwamm auf den Körper aufgetragen, durch seine rasche Verdunstung nur für wenige Minuten, ja mir erschien es gar nur für Sekunden, Abkühlung.
Solch unerträglich trockene Hitze habe ich weder davor noch danach jemals irgendwo wieder erlebt.
Am Freitag, dem muslimischen Ruhetag, sahen wir uns wieder in der Medina um. Als wir irgendwo etwas tranken, brachten zwei Polizisten einen jungen Mann durch die Straßen geführt, dieser war mit Handketten gefesselt und ein Polizist hielt ihn an einer weiteren Kette, die seinen Hals umschloss. Dies erregte einiges Aufsehen, obwohl der Delinquent mucksmäuschenstill war, denn der Gruppe folgte eine johlende Schar Kinder und Halbwüchsiger. Es wurde uns erklärt, daß der junge Mann, obgleich er nicht krank war, öffentlich die Fastenregel gebrochen hätte und er deshalb zur Strafe durch die Straßen geführt werde. Schon bald wohl würde er dabei von einem Verwandten oder Bekannten seiner Familie entdeckt werden und sein Vater würde ihm dann zu Hause, auch Aufgrund der über die Familie gebrachten Schande, eine tüchtige Lektion in Sachen Religion und Befolgung ihrer Regeln erteilen.
Als Christen wurde von uns natürlich nicht erwartet, daß wir uns an den Ramadan hielten, doch wurde es gern gesehen, wenn man sich mit dem Essen, Trinken und Rauchen in nicht so leicht öffentlich einsehbare Räume zurück zog.
Vorschriften wurden einem aber nicht gemacht und während der stundenlangen Bus- und Bahnfahrten, bei denen man sich ja nicht zurückziehen konnte, mussten die Moslems eben mein Rauchen und Trinken ertragen und nur einmal kam es deswegen zum Streit.
Fes war trotz der schon beschriebenen und nicht nachlassenden Hitze eine angenehme und interessante Stadt und am Samstag machten wir einen Ausflug ins etwa 15 Kilometer entfernte Sidi Harazem.
Jenem Ort also, aus dem das in ganz Marokko vertriebene berühmte Tafelwasser herkommt.
Der Platz kam mir, gerade in dieser fast unerträglichen Hitze, beinahe paradiesisch vor. Das ganze, von Schatten spendenden Palmen, Weiden und mir unbekannten Bäumen bestandene Gelände war von gefassten Quellen, Tümpeln, Teichen und Wasserläufen durchzogen.
Diese verbreiteten nicht nur belebende Kühle, sondern man konnte in ihnen auch baden. Eine herrliche Erfrischung. Viele Kranke und Gebrechliche, die das Fasten nicht einzuhalten brauchten, hatten sich aus der Stadt hierher zurück gezogen. Das gute Wasser trinkend, saßen sie im Schatten der Palmen um die Tage der großen Hitze plaudernd und ruhend zu verbringen.
Doch auch viele Gesunde genossen hier wenigstens die kühle Atmosphäre und so war Sidi Harazem ein ziemlich belebter Ort.
Am 27. August, also am Sonntag, fuhren wir dann nach Meknes.
Im Vergleich mit Fes war es hier geradezu kühl und im Laufe des Dienstags regnete es dort sogar zweimal in Strömen.
Auch Meknes war einst eine prächtige Residenzstadt gewesen und mächtige Tore bewachten die Medina, in der es jeden Tag etwas neues zu entdecken gab. Überall konnte man den oft sehr freundlichen Kunsthandwerkern über die Schultern sehen, welche teilweise auch auf der Straße arbeiteten.
F. kaufte sich marokkanische Kleider und diese wollten wir zusammen mit einer schweren gewebten Wolldecke, die wir in Fes erworben hatten, mit der Post nach Hause schicken.
Das ging aber nicht, denn der Zoll verlangte dafür eine Rechnung, eine solche hatten wir nicht und so mussten wir das schwere Ding eben nach Hause schleppen.
Je näher des Abends die Zeit des Fastenendes rückte, um so leerer wurden die Straßen und endlich, kurz vor dem Heulen der Sirenen, die in Meknes die richtige Zeit verkündeten, sah man nur noch vereinzelt ein paar rennende Männer, die mit Broten unter dem Arm oder Plastiktaschen in den Händen heimwärts eilten.
In Meknes hatten wir ein gutes und billiges Restaurant entdeckt, in dem wir, als Abwechslung zur häufig genossenen Gemüsesuppe, einigemale ausgezeichnete Fleischspieße aßen.
Die Aura der Stadt war ebenso angenehm wie in Fes, aber dennoch völlig anders, was nicht nur am Klima lag. Jede alte marrokanische Stadt hat eben einen ganz speziellen Charakter, welcher sich schwer beschreiben lässt. Dies trifft natürlich auf alle alten Städte der Welt zu, jedoch empfand ich dies in Marokko immer als ganz besonders ausgeprägt, obwohl sich beispielsweise Tetouan, Fes und Meknes in der Architektur der profanen Bauten doch relativ ähnlich waren.