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Philippinen - Asien |
Jetzt also war ich endlich auf Palawan. Ich war im gemütlich ruhigen Puerto Princesa in einer günstigen, aber blitzsauberen Lodge mit Familienanschluss untergekommen und unternahm von dort aus einige Ausflüge in die nähere Umgebung. Es gab hier ein UNO-Flüchtlingslager für sogenannte 'Boat People', Flüchtlingen aus Vietnam, sowie ein vorbildhaftes Strafgefangenenlager und eine große Krokodilfarm.
Ich war nicht alleine, sondern hatte eine philippinische Freundin dabei, deren Kenntnisse in Tagalog mir sehr zustatten kamen. Diese wollte nun unbedingt dieses Gefangenenlager, das nach amerikanischem Vorbild errichtet worden war, kennen lernen. Also fuhren wir die paar Kilometer mit dem Jeepney dort hin, zu der 'Iwahig Prison and Penal Farm'. Nach einer Torkontrolle durch einige bewaffnete Wärter durften wir in das riesige, nur durch Maschendrahtzaun und Stacheldraht gesicherte Gelände. Ich wunderte mich schon, weshalb das Lager so schwach gesichert war, doch die logische Erklärung war ganz einfach. Wo sollten die Gefangenen auf der schwach bevölkerten Insel auch hin? Dazu kam. daß auf der linken Seite Sumpf war und auf zwei weiteren Seiten die dschungelbedeckten Berge begannen, die vierte Seite, durch die wir gekommen waren, war mit eben diesem Zaun gesichert. Das Hauptproblem aber bestünde darin, die Insel zu verlassen, das sei noch nie einem gelungen. Derjenige, der den Versuch unternahm zu fliehen, würde umgehend in ein Gefängnis nach Manila gebracht, wo wesentlich schimmere Zustände herrschten, als hier im Lager. Die wenigen Gefangenen die ausbüchsten, hätten meist nur im Sinn, sich Alkohol zu besorgen und kämen von selbst am nächsten Tag reuig wieder zurück. Es sei für die 4000 Gefangenen ein Privileg, hier zu sein, und nur solche Gefangenen, welche sich in den Knästen von Manila vorbildlich benähmen, hätten überhaupt die Chance, hierher zu kommen. Hier nämlich könnten die Knastbrüder arbeiten und sich eine Kleinigkeit verdienen, ja, sogar ihre Frauen und Kinder dürften, bei besonders guter Führung, mit bei ihnen in diesem Lager zusammenleben. Dies alles erklärte uns ein Offizier, der uns mit einem Fahrer, auch ein Gefangener, im Jeep durch das großzügig angelegte Lager fuhr. Den Kern des Stalags bildete ein Dorf inmitten von Feldern, in denen die Gefangenen arbeiteten. Es werde streng auf Disziplin geachtet.
Das Dorf machte fast den Eindruck einer ganz gewöhnlichen kleinen Ortschaft auf den Philippinen, ja, sogar wie ein Dorf mit relativ wohlhabenden Bewohnern. - Wären da nicht einige Verwaltungsgebäude, Sporteinrichtungen sowie ein zentraler Appellplatz gewesen. Doch sah man auch etliche Frauen, welche keine Gefangene waren und spielende Kinder in dem sauber angelegten Dorf. Wir hielten kurz an, aber die Einrichtungen interessierten mich nicht sonderlich und auch meine Begleiterin wollte endlich die Kriminellen sehen, also fuhren wir ins Gelände, wo jene arbeiteten.
Dort hielten wir neben einem Reisfeld, auf dem Gefangene arbeiteten, bei zwei bewaffneten Wächtern an und tauschten erst einmal Zigaretten aus, während die Männer auf dem Feld fleißig und wie im Akkord in der prallen Sonne schufteten. Einer der Gefangenen, der sich besonders lieb Kind gemacht hatte, durfte mit bei uns im Schatten kauern und Sklavendienste verrichten: Feuer geben, Dinge aus dem Auto holen, Befehle auf das Feld übermitteln u.s.w. - aber natürlich alles im Laufschritt, versteht sich! (Der Mann ist auf dem oberen Foto abgebildet, unten die beiden Wärter.)
Jetzt kam ein LKW, um die Ernte aufzuladen, der Hiwi rannte auf's Feld um die Meldung zu überbringen und, Zackzack, beluden sich die Männer mit Säcken um eine Reihe zu bilden. Im Laufschritt an die Ladefläche, dort die schwere Last abladen, und in einer zweite Reihe gleich im Dauerlauf wieder auf's Feld, dort einen neuen Sack holen. Im Handumdrehen war der LKW beladen und röhrte davon. Die Arbeit auf diesem Feld war jetzt beendet, die Männer hatten sich in militärischer Formation auf der Straße aufzustellen, um dann in der, in Asien so üblichen, Hockstellung auf den Boden nieder zu kauern, also in gleicher Position wie der Mann oben. Auch ihre Bekleidung war der des Hiwi ähnlich.
Kein Wunder, daß meiner Freundin das gefiel...
Ja, man kann keinen Reisebericht über die Philippinen schreiben, ohne die Kriminalität auf den Inseln zu erwähnen. Leider! Aber sooo gefährlich, wie es sich manch ängstlicher Zeitgenosse nun vorstellt, ist es ganz sicher nicht, wenn man als Tourist in diesem armen Land herumreist. Viele Geschichten sind übertrieben, manche aber auch leider wahr. Diebstähle sind auf den Philippinen häufig, und auch Mord und Totschlag kommen nicht gerade selten vor. Hauptsächlich deshalb, weil nach amerikanischen Vorbild so gut wie jeder Schwachkopf eine Schusswaffe kaufen kann. Morde und Totschläge geschehen meist in alkoholisiertem Zustand. Auch durch Polizisten und Militärs, weshalb man sich von betrunkenen Uniformierten unbedingt fernhalten sollte.
Meine letzte Woche in Manila verbrachte ich meist bei meiner Freundin, die in einem Elendsviertel in Makati eine Wohnung gemietet hatte. Auch in solche Viertel sind solide Häuser gebaut, umgeben aber von, mit Glassplittern gekrönten, hohen Mauern. Meine Freundin ließ mich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße, das sei zu gefährlich, es sei denn, ein Taxi wurde direkt vors Haus gerufen. - Daß ich nicht mehr raus durfte, war mir aber gar nicht sooo unangenehm.
Richtig gesichert waren in Manila aber die Viertel der Besserverdienenden. Riesige Areale sahen aus wie ein gewaltiger Knast. Kilometerweit fuhr man entlang fünfzehn Meter hoher Mauern mit Stacheldraht, Wachtürmen und Toranlagen, die jeweils durch Drahtverhaue, Schranken, Nagelbretter und einem Dutzend mit Schrotflinten, Gewehren und Maschinenpistolen bewaffneter Sicherheitsleute kontrolliert wurden. Diese Stein gewordene Angst der Bewohner zeugte deutlich von den Verhältnissen im Land. Ein lokaler TV-Sender brachte die Meldung, daß der Preis für einen Auftragsmord in Manila auf umgerechnet weniger als 50.- Mark gesunken sei. Wenngleich auch dieser Sender etwa die Seriösität unserer "Bild" hatte, also nicht gerade sehr glaubwürdig war, sagt das dennoch etwas aus. Denn auch in der "Manila Post" stand zu lesen, daß in den letzten sechs Wochen, also in kürzerer Zeit als ich bereits im Land war, 21 weiße Ausländer ermordet worden seien. Relativiert wird diese Meldung allerdings dadurch, daß die Philippinen mit kaum einem Land ein Auslieferungsabkommen hatten und deshalb flüchtige Kriminelle aus aller Welt geradezu magisch anzog. Diese Leute nun ließen sich, ihrer Natur gemäß, auch gerne mit kriminellen Filipinos ein, um Frauenhandel oder sonst Illegales zu betreiben, was, wie diese Zahl zeigte, üble Folgen haben konnte...