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Philippinen - Asien |
Das warme Wasser der Verde Island Passage ist sehr reich an Fischen, oft kommen auch seltene Fische aus dem offenen Meer in diese Passage, um vom Chinesischen Meer in den Stillen Ozean zu wechseln. Im Vordergrund auf dem Fels, aber in zu großer Entfernung für meine kleine Kamera, bewegten sich ekelhaft aussehende, kleine schwarze Lungenfische mit Stilaugen, welche bei zu großer Annäherung ins Meer flüchteten. Das Wasser der Meerenge hatte fast Dreißig Grad, trotzdem war es eine Erfrischung, hier zu Baden, denn die Luft war noch bedeutend wärmer. Im Hintergrund erkennt man ganz schwach die Berge der philippinischen Hauptinsel Luzon.
Als ich mit dem Bus von Manila nach Batangas fuhr, sah ich zufällig in einer Zeitung, welche ein Passagier vor mir las, die große Schlagzeile: 'Irak überfällt Kuwait!'. Ich war platt und konnte es gar nicht glauben.
"Was?!"
Der Passagier reichte mir die Zeitung nach hinten.
"Das bedeutet Krieg!"
Und so war es dann auch. Am Strand auf Mindoro, dessen Restaurants nur durch Generatoren mit Strom versorgt wurden, und die, um Treibstoff zu sparen, auch nur angeworfen wurden, wenn dieser wirklich benötigt wurde, - also zur Essenszeit, da man sich ansonsten meist nur mit Petroleumlampen behalf - war man von den Nachrichten aus der großen Welt ziemlich abgeschnitten. Zeitungen waren nur in Puerto Galera erhältlich, es gab nur ein paar batteriebetriebene Radios. Und viele der Sender waren in Tagalog.
Öfter nun sah man vom Strand aus große Handelsschiffe durch die Verde Island Passage fahren, doch schlagartig wurde uns bewusst, was draußen in der Welt passierte, als ein zwar veraltetes, dafür aber gigantisches amerikanisches Schlachtschiff mit riesigen Kanonen Kurs West durch die Meerenge fuhr...
Jetzt, während der Taifunsaison, waren nur verhältnismäßig wenige Touristen auf den philippinischen Inseln unterwegs. Sehr zum Leidwesen der weißen Restaurant-Pächter an den Stränden Mindoros. Mein Stammlokal hatte ein Schweizer inne - Gott hab ihn selig, denn er lebt mit Sicherheit nicht mehr. Eine gescheiterte und auf den Philippinen gestrandete Existenz. In seine Heimat konnte er nicht mehr zurück, wollte er nicht Jahre im Gefängnis verbringen. Also ergab er sich dem Suff. Wenn er des Morgens, so um 10 Uhr etwa, aufstand und sich an seinen Stammplatz setzte, war das Erste, das er in Schweizer Singsang verlangte:
"Bring me my 'special choffee'!"
Dieser 'special coffee' nun bestand aus einem Wasserglas voll starkem philippinischen Rum, Marke 'Tanduay'. Erst nachdem man die dürre Gestalt in kurzen Hosen und mit Ekzemen bedecktem Rücken etwa eine Stunde lang seinen "Kaffee" hatte trinken lassen, wurde er ansprechbar. Das alles hätte mich nicht gekratzt, doch war er ausgesucht widerlich zu seiner philippinischen Frau und deren Kindern, die nur die Wahl zwischen ihm und der Gosse hatten. Oft beklagte die Mittvierzigerin sich bei mir über ihren Mann. Dabei war er nicht einmal der schlimmste Kerl der kaukasischen Strandgemeinde. Ein anderer Pächter hatte als Zuhälter in Frankfurt eine Prostituierte totgeschlagen und sich hierher geflüchtet. Er sonnte sich in seinem Ruf und hatte stets ein bis zwei junge Touristen um sich, die es cool fanden, mit einem Mörder Umgang zu haben.
Es gab damals keinen Auslieferungsvertrag zwischen den europäischen Staaten und den Philippinen, doch hatten Ausländer nach einer mehrmaligen Visumverlängerung das Land für mindestens ein paar Tage zu verlassen. Da dies für die auf die Philippinen geflüchteten Gangster eine sehr gefährliche Klausel war, machten sich das die korrupten lokalen Polizeichefs zu Nutze. Für das großzügige, aber nicht ganz legale Vertuschen der Aufenthaltsdauer ihrer Klientel kassierten sie kräftig ab. - Die Ganoven hatten keine Wahl, etliche waren schon in Hongkong bei der Neubeantragung eines Visums von Interpol geschnappt worden.
Ich hatte mich mit einem Schweizer aus Zürich angefreundet und saß eines Nachmittags bei einem Bier im besagten Swiss Restaurant "Mylahs". Der Pächter war nicht anwesend, er hielt auf seinem Zimmer gerade seinen Nachmittagsschlaf und auch sonst war außer uns niemand in dem nach zwei Seiten offenen Gastraum. Rene, der Schweizer, welcher mir gegenüber am Tisch saß, deutete hinter meinen Rücken:
"Du, da hinten kommen zwei Bullen!"
Ich drehte mich um, tatsächlich, es näherten sich zwei sehr verdächtige Gestalten in Shorts und mit wattierten, ärmellosen blauen Anoraks, sowie verspiegelten Sonnenbrillen. Ob denn der Wirt zu sprechen sei? Wollten sie wissen. Wir riefen in die Küche und der Küchenangestellte kam heraus, um den Wirt aus seinem Schlummer zu erwecken. Sichtlich erschrak dieser, ja, er begann sogar fahrig zu zittern, als er die Polizisten erblickte. Sie seien von der Polizeigewerkschaft in Manila und unterwegs um Eintrittskarten für eine Benefiz-Boxveranstaltung zugunsten von Witwen und Waisen erschossener Polizisten zu verkaufen, ob er Interesse hätte.
"Was kostet denn eine Karte?"
"Eine 150 Dollar, aber wir hoffen, daß unsere Kunden zwei nehmen!"
Unser Wirt erschrak noch mehr als vorher, schon 150 Dollar waren auf den Philippinen ein immens hoher Betrag, aber gleich zwei Karten?
"Ich würde ja gerne zwei nehmen, aber die Geschäfte gehen jetzt in der Taifunsaison sehr schlecht, ich kann nicht!"
Die Polizisten waren davon nicht begeistert, daß unser Wirt behauptete, nicht genügend Geld für zwei Karten zu haben, doch direkt drohten sie ihm nicht, vielleicht auch, weil wir beiden Gäste die ganze Szene mitbekamen. An ihren Gesichtern aber glaubte ich ablesen zu können, saß sich der Schweizer damit keinen großen Gefallen getan hatte, als sie die 150 Dollar einstrichen und ihm die rote Eintrittskarte aushändigten. Ohne sich gesetzt zu haben, machten sie sich auf den Weg zum nächsten Restaurant. Die Frau des Pächters schalt ihren Mann aber einen Toren, als sie nach einigen Stunden von der Geschichte erfuhr:
"So viel Geld für eine Karte die dir keinen Nutzen bringt!"