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Philippinen - Asien |
Jeepney´s, diese geländegängigen, aber auch spritsaufenden Fahrzeuge 'Made in Philippines', von denen ich so viele Bilder in allen Broschüren und Reiseführern gesehen hatte, und welche man geradezu ein Symbol der Philippinen nennen konnte, wurden sogar auch hier, im Stadtverkehr von Manila, als Minibusse eingesetzt. Bei meiner Ankunft am Ende des Juli 1990 herrschte auf den Philippinen gerade die regnerische Taifunsaison und unendlich viele dieser Fahrzeuge röhrten durch die nassen Straßen des Stadtteils Ermita. Ich hatte halb erwartet, einige Schäden an Häusern zu sehen, hatte doch erst vor kurzem ein schweres Erdbeben den nördlichen Teil Luzons erschüttert. Aber, wie mir der Taxifahrer auf dem Weg vom Flughafen nach Ermita erklärte, die Erde hätte in Metro Manila nur etwas gewackelt, so etwas käme öfter vor, Schäden hätte es in der Hauptstadt nicht gegeben.
Ich war sehr ermüdet von dem langen Flug mit mehreren Zwischenlandungen und einem Flugzeugwechsel in Dubai, weshalb ich nicht sehr wählerisch mit meinem Hotel war. Als ich mich eingerichtet hatte, trank ich noch in der Hotellobby ein Bier. Der aufdringliche Kerl an der Rezeption wollte mir dabei unbedingt ein williges "very beautiful student girl" vermitteln. Aber nicht nur deshalb wechselte ich gleich an anderen Morgen das Hotel. Kaum lag ich nämlich im zweiten Geschoss in tiefem Schlaf, als direkt unter meinem Fenster - durch das sowieso der Tag und Nacht brausende Verkehrslärm Manilas zu hören war - ein Kerl mit einem Presslufthammer zu werkeln begann und aus irgend einem Grund (vielleicht aber auch ohne) den Teer der Straße aufhämmerte. Ich fühlte mich in den Film "Der Blaumilch-Kanal" versetzt. Und selbstverständlich war der Kompressor des Hammers nicht schallgedämpft, wie in Deutschland schon seit Jahrzehnten vorgeschrieben - der Lärm war unbeschreiblich!
Ja, ich war wieder in Asien und die Philippinen sind eindeutig ein Teil davon! Ich sah auf meine Uhr, es war 1:30 Ortszeit - in der Nacht...
Das kleine Foto zeigt die wunderbare Aussicht, welche ich nach der ersten Nacht aus meinem Hotelzimmer hatte.
Ich trieb mich nicht sehr lange in Manila herum, die Stadt war mir zu laut und zu hektisch - ich war einfach zu lange nicht mehr in Asien gewesen. Ein paar Tage wurden es dennoch. Die Bar‘s und das Nachtleben in Ermita sah ich mir schon an, auch das riesige ‘Manila‘, ein Hotel der Luxusklasse am Hafen und natürlich die von den japanischen und amerikanischen Bomben im 2. Weltkrieg zu großen Teilen zerstörte Altstadt - das Viertel Intramuros. Ermita liegt sehr zentral gleich neben dieser Altstadt, getrennt von ihr nur durch den Rizal Park, und so waren deren Sehenswürdigkeiten alle mit einem längeren Spaziergang zu erreichen. Die spanischen Festungsanlagen mit ihren mächtigen Toren waren nahezu vollständig erhalten, auf einer der Toranlagen entstand das Foto unten. Auch die alte Kirche St. Augustin besichtigte ich, die einzige große Kirche von Alt-Manila, welche die Feuerstürme des Weltkrieges unbeschadet überstand.
In den großzügigen Grünanlagen der Wälle kam ich mit einigen Bettlern ins Gespräch - entschädigungslos von ihrem Land vertriebene Bauern, die nun in der Großstadt zu überleben versuchten. Sie gaben der im Westen so hochgelobten Corazon Aquino, welche gerade Präsidentin war, die Schuld an ihrer Vertreibung und hassten sie aus tiefstem Herzen...
Die alten Festungswerke der philippinischen Hauptstadt waren, wie erwähnt, teilweise von einem breiten Grüngürtel umgeben. Da nun in Manila mittel- und heimatlose Menschen jede Ecke und jeden Quadratmeter den sie ergattern konnten in Besitz nahmen, um darauf aus Plastikfolien und Kartonagen ihre Unterkünfte zu errichten, erstaunte mich dieser große freie Platz schon etwas. Doch sicherlich patrouillierten hier ständig beamtete Wächter, die solche Platzbesetzungen im Park verhinderten, denn nicht sehr weit entfernt, an der Ostseite, einer Stelle, wo die Festungsmauer nur durch einen Bürgersteig und eine Baumreihe von der Straße getrennt wurde, war eine ganze Siedlung solcher Unterkünfte errichtet. Dort beobachtete ich folgende erschütternde Szene:
Eine alte hagere Frau kochte über einem kleinen offenen Feuer in einem Topf irgend etwas Essbares. Ein Mann, offensichtlich ihr Gatte, kam hinzu, zeigte auf den Topf und begann zu laut schelten. Er war ganz offensichtlich angetrunken und vermutlich hatte sie Geld, das er in Alkohol anlegen wollte, für Essen ausgegeben. Die Frau begann sich klagend zu rechtfertigen, ihr Mann wurde immer wütender, nahm schließlich den Topf, kippte den flüssigen Inhalt in den Dreck und wankte fluchend davon. Die Frau sank zu Boden, brach in Tränen aus und kratzte die nun eigentlich ungenießbaren wenigen Reste der Mahlzeit, welche nicht im Boden versickert waren, zusammen...
Auf dem Weg in meine Unterkunft begegnete mir eine kleine, sehr junge Katze. Zitternd und gierig schleckte sie auf dem Beton des Bürgersteigs an irgend einem Fleck, vermutlich eingetrocknetes Spülwasser auf dem irgendwelche Fettaugen geschwommen waren und das jemand auf das Trottoir gegossen hatte. Sie war sehr schwach und man sah, daß sie ohne baldiges Futter die nächsten Stunden nicht überleben würde. Wahrscheinlich war ihre Mutter von einem Auto überfahren oder von Ratten getötet worden, und das Jungtier hatte sich als stärkstes seiner Geschwister selbständig auf Nahrungssuche begeben. Ich wollte es schon nehmen, um ihm irgendwo Futter zu besorgen, denn ich liebe Katzen, da fiel mir die vorher gesehene Geschichte ein. Ich drehte mich um und ging weiter.
Es wurde Zeit, mich irgendwo an den Strand zu begeben und mir die schönen Seiten der Philippinen anzusehen...
Das kleine Foto zeigt vom Standort auf der Toranlage die andere Richtung.
Die neuen Stadtbauten von Manila.