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Thailand - Asien

Sieben Wochen in Thailand

Die Folgen des Touristenbooms

Bucht auf Ko Samet
"Meine" Bucht auf Ko Samet

Koh Samet

Am Kai von Ban Phe wurde bereits mehr Englisch und Deutsch gesprochen als Thai, so hatte ich jedenfalls den Eindruck. Große Fährboote fuhren sehr oft und diese waren ausschließlich für Personenverkehr eingerichtet, das ließ mich Übles für meine einst paradiesische Insel ahnen.
Während meiner ersten Thailandreise hatte ich eine wunderbare Zeit auf Ko Samet verbracht. Die Insel war 1980 noch nicht einmal in Kreisen der Rucksacktouristen bekannt, und so gab es auch (fast) keinerlei touristische Infrastruktur dort. Das "fast" bezieht sich darauf, dass etliche Familien aus Bangkok hier das Wochenende verbrachten. So gab es damals nur ein paar auf Podesten stehende offene Hütten aus geflochtenen Matten ohne Türen zu mieten, so niedrig, dass man darin nur sitzen oder liegen konnte. Softdrinkstände, Einkaufsmöglichkeiten, oder gar Restaurants gab es nicht, sondern nur eine kleine Kneipe in der Ansammlung einer handvoll Holzhäuser, die sich Dorf nannte. Zu diesem führte ein mehrere Kilometer langer, beschwerlicher und schmaler Pfad direkt entlang der felsigen Küste mit ihren sandigen Buchten und stets musste man dort auf die Gefahr durch die auf der Insel häufigen Kobras achten.
Ich war also gespannt darauf, was ich vorfinden würde.

Zunächst galt es herauszufinden, an welchen der Strände ich fahren sollte, hatten doch jetzt alle mir völlig unbekannte Phantasienamen, während sie vor 12 Jahren einfach mit dem Namen der Besitzerfamilie bezeichnet wurden. Ich besorgte mir einen Inselplan des Nationalparks, zu dem die Insel inzwischen erklärt worden war und entschied mich dann anhand der Form der Bucht, kaufte ein Ticket und setzte mich in das fast volle Boot, das mit seinem starken Motor die Strecke rasch bewältigte.
Schon vom Meer aus war das Treiben am Strand und im Wasser zu beobachten. Hütten und Restaurants die sich sogar die Hügel hinaufzogen, en masse. Ich hatte die richtige Bucht gewählt und sah, als wir in diese einliefen, die Zerstörungen sofort. Ich meine damit nicht die vielen Discos und Hütten, sondern die Kokospalmen, von denen viele braun verfärbt waren. Dies konnte nur eine Ursache haben, es war zuviel Wasser entnommen worden, Meerwasser war in's Grundwasser eingedrungen und hatte die Palmen absterben lassen. Touristen brauchen eben mehr Wasser, bringen jedoch auch mehr Geld als Kokosnüsse.

Trink-Kokosnuß
Trink-Kokosnüsse an einem thailändischen Getränkestand

Ans Land wie beim letzten Mal trug mich diesmal natürlich niemand, statt dessen stiegen wir in kleine Boote um.
Am Ufer war ein großes Spruchband befestigt:
"Ko Samet grüßt die Viking Jugend Franken!"
Ich hatte Glück und bekam einen Bungalow direkt am Strand. Er war teurer als im Landesinnern ein schönes sauberes Hotelzimmer mit Air Conditioner.
Zunächst sah ich mich am Strand um, ein Betrieb wie an den beliebten Badeorten am Mittelmeer. Liegestühle, Luftmatratzen, Surfer und sogar mit so einer Art Wassermotorrad raste jemand durch die Wellen.
Ich lenkte meine Schritte hinter die Reihen der Bungalows, dort wurde es richtig schlimm. Palettenweise waren Schachteln mit leeren Mekong Whiskyflaschen entzündet worden, wohl in der Hoffnung, das Glas würde sich mit dem Rauch auflösen, statt dessen waren nur die Flaschen zersprungen und bildeten mit den halb verbrannten Schachteln große Haufen. Auch anderer Unrat lag umher, teilweise halb verbuddelt. Von den alten Hütten und sogar dem Wohnhaus der Familie, der dieses Land gehörte, war nichts mehr zu sehen.
Ich ging in Richtung des einstigen Pfades, der ins kleine Dorf der Insel führte und stieß auf ein Pick-Up, das auf einer regelrechten ungeteerten Straße stand, die mittlerweile entstanden war. Ich wurde gefragt ob ich in das Dorf wolle, aber ich suchte weiter den Pfad, denn ich wollte nach jener kleinen Höhle sehen, in der einst eine Kobra wohnte. Diese war nicht mehr zu finden, denn in der nächsten Bucht waren Bungalows bis hinauf auf den Hang des Hügels gebaut. Ich überlegte ob ich weiter bis zum Kloster sollte, drehte dann jedoch um. Vielleicht waren die Mönche mittlerweile auch vor den vielen Halbnackten gefüchtet.
Am liebsten wäre ich gleich wieder auf`s Festland gefahren, doch hatte ich meine Unterkunft schon bezahlt.

"Meine" Bucht Ko Samet

Ich setzte mich in ein Restaurant, aß etwas und bestellte eine kleine Flasche Mekong, aus der ich zwei Gläser trank, während ich das Treiben am Strand beobachtete. Eine Deutsche ließ sich mit ihrer Tochter von einer Thai hunderte kleiner Zöpfchen ins Haar flechten. Die Arbeit an ihrem Haar war bereits fertig und auch bei ihrer Tochter weit fortgeschritten. Ich war neugierig was das wohl kosten würde, war das doch eine Arbeit von vielleicht 2-3 Stunden. Als diese fertig war, kam der Daddy der Familie, verhandelte kurz mit der Thai und drückte ihr dann einen 100 DM Schein in die Hand. Ich war fassungslos, hatte der Mann für ein paar Stunden Arbeit doch mehr als den halben Monatslohn eines Lehrers bezahlt!
Es war kein Wunder, daß das Ansehen der Fremden bei den Thais in den Touristenorten stark gesunken war. Das alte Schimpfwort "Farang" für die Weißen, das früher niemand wagte einem ins Gesicht zu sagen, war hier jetzt allenthalben zu hören und nur wenn man dann ärgerlich wurde, zeigte sich in den peinlich berührten Mienen Respekt. Mittlerweile waren sogar viele Weiße dazu übergegangen, sich selbst „Farang“ zu nennen.
Ich nahm meine Flasche mit und setzte mich in eine Strandkneipe. Es war Abend geworden und wer kam da plaudernd mit drei Thai´s den Strand entlang?
Die, mittlerweile etwas gealterte, Jugendliebe des „Skippers“, dem diese Bucht gehörte. Sie erkannte mich natürlich nach den vielen Jahren nicht mehr.
Ich unterhielt mich mit einem der hier arbeitenden Thais, er stammte aus dem moslemischen Süden des Landes, den ich als nächstes zu besuchen gedachte.
Die einstige Geliebte des Besitzers hatte von diesem die Pacht der besten Disco des Strandes erhalten, geheiratet hatte er jedoch eine andere. Er war nicht da, sondern gerade auf Urlaub in Chiang Mai und galt als sehr reicher Mann.
Ich trank Bier und meinen Schnaps und hatte dann Schwierigkeiten meinen Bungalow zu finden.
Am nächsten Morgen ein paar Fotos vom Strand, dann auf die Fähre und nix wie weg. Als die Hütten kleiner wurden, schwor ich mir, nie wieder hierherzukommen.

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