Reiseberichte | ||
Reise-Informationen | ||
Thailand - Asien |
Von Nakhon Ratchasima führte mich mein Reiseweg entlang des während der Indochina-Kriege von den Amis erbauten Highways Nr. 2, dem sogenannten "Friendship-Highway" nach Phimai (Pimai).
Der kleine Ort machte einen beschaulich ländlichen Eindruck.
Berühmt war Phimai durch seinen „Historical Park“, dieser besteht aus einer riesigen uralten Tempelanlage der Khmer, welche angeblich sogar das Vorbild für das später errichtete Angkor Wat im heutigen Kambodscha war. Im 11. Jahrhundert wurde auch die zugehörige, einstmals bedeutende Stadt befestigt. Von drei Seiten mit Wasser umgeben, sind von der einstigen Stadtbefestigung in Phimai noch drei Stadttore erhalten. Der Eintritt in den Geschichtspark kostete 20 Baht und stundenlang streifte ich durch die relativ gut erhaltene Anlage mit reliefbesetzten Tempeln und Palästen, deren Buddhastatuen noch immer von Mönchen geschmückt wurden.
Während meines Aufenthaltes waren nur thailändische Besucher auf dem Gelände, die Anlage war damals bei den ausländischen Touristen noch kaum bekannt. Überhaupt gab es im Isaan nur wenige Ausländer, bis zum Erreichen des Mekong´s sollten mir ab Korat nur noch eine Hand voll von ihnen begegnen.
Ich hatte mir ein Hotel genommen und blieb zwei Nächte in Phimai.
Die andere Attraktion von Phimai war ein riesiger Banyanbaum (Ficus benghalensis). Um dorthin zu gelangen wählte ich meine Beine als Fortbewegungsmittel, was ich allerdings bald bereute, denn der Weg war doch ziemlich weit. Luftlinie war es von meinem Hotel aus zwar nur etwa einen Kilometer, wegen des Flusses machte der Weg dorthin aber einen großen Umweg, den ich auf dem von Hand skizzierten Ortsplan, welchen ich auf dem Touristenbüro erhalten hatte, dramatisch unterschätzte.
Auf halber Stecke stand rechts, in einem der typischen kleinen Gehöfte, ein gewaltiger Zebu-Stier. Ich holte meine Kamera hervor und machte ein Foto, doch jetzt wurde ich gewahr, daß der Stier unruhig wurde, mich mißtrauisch beobachtete und mit dem Schwanz so heftig schlug, daß er sich sogar über seinen Rücken legte.
Ein Falang!
Das an einem langen Seil angebundene Tier war an seinem Höcker bestimmt 2 Meter hoch. Falls der Stier wütend wurde und sich losriß war ich schon so gut wie tot, wenn er mich erwischte.
Eine Geschichte aus meiner Jugend fiel mir plötzlich ein. Damals hatte sich ein Stier in einem Nachbardorf von einem Spaziergänger provoziert gefühlt, sich losgerissen und den Frechen verfolgt. Dieser flüchtete sich in eine Wirtschaft, doch hatte die Türe, wie damals üblich, eine Feder und so schloß sie sich nicht schnell genug. Der Stier stürmte in die Gaststube und die wenigen nachmittäglichen Zecher aus den Fenstern.
Auch ich sah mich jetzt nach einer Fluchtmöglichkeit um, während ich mich umdrehte und das Vieh, das kein Auge von mir ließ, nur noch aus den Augenwinkeln beobachtete. Scheinbar unbefangen setze ich meinen Weg fort, links der Straße war ein etwa zweieinhalb Meter breiter, wassergefüllter und hoffentlich tiefer Graben, über den ich im Notfall zu springen gedachte.
Ich hatte einen mächtigen Baum erwartet, doch was auf der kleinen Halbinsel in einem Teich stand, war ein Wäldchen. Tatsächlich war dieses nur ein einziges Gewächs, die ungezählten Stämme des auch "Bengalische Feige" genannten Banyanbaumes waren nur die Luftwurzeln einer einzigen Pflanze, durch welche verschiedene, mit Steinplatten belegte Pfade liefen. Der gesamte Ficus hatte angeblich einen Durchmesser von 80 Meter, das war durchaus glaubhaft. Dies dürfte, zumindest für Thailand, einen Rekord darstellen.
In dieser mittäglichen Hitze war ich außer einem Vogelhändler der einzige Verrückte der sich hier herumtrieb. Die Vögelchen wurden gefangen um sie den Leuten zu verkaufen, die durch ihre Freilassung positives Karma ansammeln wollten. Aus Mitleid, doch mit dem schlechten Gewissen, daß die Vögel bald ersetzt würden, ließ auch ich zwei der Vögelein frei. Als ich ging, fuhren gerade zwei Auto´s mit weiteren Besuchern auf den Parkplatz.
An der Sache mit dem Karma schien was dran zu sein, denn nach wenigen hundert Metern nahm mich ein freundlicher Thai unaufgefordert auf dem Soziussitz seines Mopeds mit zurück ins Städtchen. Das war mir nicht nur wegen des Stieres recht, der noch immer in jenem Hof stand.
Über Khon Kaen erreichte ich dann Udon Thani. Hier traf ich in meinem Hotel einen jüngeren Deutschen. Ich sprach ihn an, was ihn denn in diese von Touristen recht selten besuchte Provinz verschlagen hätte.
Er hatte per Annonce eine Thai kennen gelernt und besuchte jetzt das erste Mal Thailand, um das Mädel näher kennen zu lernen. Eine wesentlich bessere Methode, wie ich fand, als einfach nach Thailand zu reisen und die nächstbeste zwielichtige Braut aus einer Bar an der Küste mit nach Deutschland zu schleppen, wie so viele es machten („Sie liebt mich doch!"). Oder sich gar auf dubiose und teure Heiratsvermittler in Deutschland zu verlassen.
Zwei Häuser von meinem Hotel war ein neues Restaurant das auch westliche Küche bot, ein Steak mit Pommes und Salat war hier für 60 Baht zu haben, dieses Angebot nahm ich ein paar Mal war. Die mittlere Stadt selbst hatte keine großen Attraktionen, doch das gemütliche Leben hier gefiel mir recht gut.
Wenn Touristen Udon Thani ansteuerten, dann in der Regel um das etwa 60 Km weiter östlich liegende Dorf Ban Chiang zu besuchen. Natürlich machte auch ich dorthin einen Tagesausflug.
In den Siebzigern war hier ein amerikanischer Student über alte Tonscherben gestolpert. Eine Untersuchung ergab ein Alter von über 7000 Jahren. Ausgegrabene Bronzegeräte hatten ein Alter von etwa 3700 Jahren, das kam für die Fachwelt völlig unerwartet, niemand hatte so weit von anderen Zentren entfernt in der tiefsten thailändischen Provinz eine der ältesten Hochkulturen der Erde erwartet.
Die Ausgrabungsstätten waren zu besichtigen und das Museum bot für geringen Eintritt eine hervorragende Ausstellung, die mit Modellen und Nachbauten, sowie mit Fundstücken einen guten Einblick in das Leben während dieser frühen Periode boten.
Trotz dem ich ab der, mitten in der Pampa gelegenen, Bushaltestelle ein ziemliches Stück des Weges zu Fuß auf der schlechten Straße zwischen trockenen Feldern und Tümpeln mit badenden Wasserbüffeln zurücklegen musste, lohnte sich dieser Ausflug. Zu meiner Schande muß ich aber gestehen, vor meinem Besuch im I-San hatte ich keine Ahnung davon, daß diese frühe Hochkultur überhaupt existierte.
Der Rückweg nach Udon Thani gestaltete sich einfacher, denn ein junger Mann aus dem Dörfchen beim Museum erklärte sich bereit, mich für wenige Baht mit seinem Moped an die doch ein paar Kilometer entfernt liegende Hauptstraße zurück zu bringen.