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Thailand - Asien |
Durch die phantastische Gebirgslandschaft westlich von Loei quälte sich mein Bus nach Phitsanulok. Der billige Bus war natürlich nicht klimatisiert, und Platz um seine Beine zu strecken boten boten die schmalen und engen Sitze auch nicht, der einzige Komfort war mein Platz an einem der offenen linken Busfenster. An manchen Steigungen schaffte der alte, nur zur Hälfte besetzte Bus nicht viel mehr als dreißig Stundenkilometer. Unter anderen Umständen hätte ich die Fahrt als ermüdend empfunden, doch gerade die langsame Fahrt durch das nur dünn besiedelte und bewaldete Gebirge war ein Genuß für Auge und Seele.
Mit Phitsanulok war die touristische Hauptroute und wirtschaftliche Lebensader des Landes, die Verbindung von Bangkok nach Chiang Mai erreicht. Ich hatte den Norden Thailands jedoch schon beim letzten Besuch ausgiebig besichtigt und plante, mich zurück nach Bangkok zu wenden. Zunächst wollte ich jedoch das alte Zentrum Sukhothai besichtigen, weshalb ich mir in Phitsanulok ein Hotel nahm.
Abends stattete ich dem Bahnhof einen Besuch ab, um mich nach den Zügen nach Bangkok zu erkundigen. Auf dem großen Bahnhofsplatz fand ein Markt statt, den ich natürlich besuchte. Obwohl ich schon viele dieser Märkte besichtigt hatte, konnte ich davon nicht genug bekommen. Auch wenn ich oft nichts kaufte, so entdeckte ich doch immer wieder mir noch unbekannte Snacks oder Früchte und Beeren, wie Tamarinden und solche, deren englische Namen ich nicht in Erfahrung brachte, (falls es überhaupt solche gab) die es zu probieren galt.
Meine Aufmerksamkeit wurde jetzt vom Warenangebot abgelenkt, ein etwa Vierjähriger, der an der Hand seiner Mutter neben mir stand, deutete zur Mitte des Platzes.
„Oooh! Falang!“
Mein Blick folgte der Richtung seines Armes.
Ja, Farang!
Eine Gruppe von fünf mit Lämpchen illuminierten Rikschas, jede mit einer fast drei Meter langen elastischen Stange, auf der als Krönung ein blaues Licht blinkte, kam im Konvoi angefahren und drehte zwei Runden auf dem Bahnhofsplatz. Ununterbrochen betätigten die Rikschafahrer dabei überdimensionierte Klingeln, obwohl es kaum jemanden einfiel, sich angesichts dieser Erscheinung vom Fleck zu rühren. Waren schon die leuchtenden, bunten und wie neu aussehenden Rikscha´s auffällig, so waren es ihre Passagiere um so mehr. Zweifellos handelte es sich um eine deutsche Reisegruppe die eine von ihrem Hotel organisierte Sightseeing-Tour gebucht hatte, denn bei ihrem Vorbeizug hörte ich deutsche Gesprächsfetzen. Die Gruppe hielt dann an, jedoch nicht um den Nachtmarkt zu besichtigen, sondern vermutlich um zu beratschlagen, wohin man sich jetzt wenden solle. Die groß gewachsenen Männer waren alle mit kurzen Hosen sowie bunten Hemden bekleidet und mit großen Spiegelreflexkameras bewaffnet.
Bald entschwand der Spuk aus einer anderen Welt auf der Hauptstraße und die Zuschauer wandten sich wieder ihren unterbrochenen Tätigkeiten zu.
Etwa 60 Km westlich von Phitsanulok befindet sich das neben Ayutthaya bedeutendste Zentrum der alten Thai-Kultur, die uralte erste Hauptstadt Thailands, Sukhothai. Diese wurde im 13. Jht. von den Thais (zu Deutsch: Die „Freien") gegründet, die auf ihrer Wanderungsbewegung aus Südchina dieses Gebiet erreicht und von den Khmer erobert hatten.
Dorthin, bzw. in die gleichnamige, später neu gegründete Stadt in deren unmittelbarer Nähe, machte ich mich am nächsten Morgen zu einem Tagesausflug auf.
Angekommen, fuhr ich mit einem Kleinbus zur historischen Stätte und mietete mir ein Fahrrad um auf Besichtigungstour zu radeln. Ärgerlich war, daß der Eintrittspreis für Ausländer viermal so hoch wie für Thais war, dennoch betrug der Eintritt nur wenig mehr als eine Mark. Eine Bitte um eine Spende zur Erhaltung der Anlage wäre jedoch nicht nur höflicher gewesen, sondern hätte vermutlich auch mehr Einnahmen gebracht.
Die Anlage oder besser die erhaltenen Reste der steinernen Tempel und Paläste der einst großen ummauerten Stadt waren wesentlich besser erhalten, oder vielleicht auch nur besser restauriert, als das vor 12 Jahren von mir besuchte Ayutthaya. Mit etwas Phantasie konnte man sich leicht die nicht mehr erhaltenen hölzernen Wohnhäuser der Bevölkerung und das lebhafte Treiben auf den Straßen zwischen den Tempeln vorstellen. Auch an vielen der Tempel fehlte eigentlich nur noch das einst von den Säulen getragene hölzerne Dach.
Ständig war das alte Reich der Thais von den feindlichen Königreichen der Khmer im Osten und der Burmesen im Westen bedroht gewesen und es spricht für die Lebenstüchtigkeit der Thais, daß sie nicht zwischen diesen beiden mächtigen Nachbarn zerquetscht wurden.
Auch in neuerer Zeit verstand es das Königreich durch kluge Politik, nicht nur kein kolonisiertes Land wie ihre einst mächtigen Nachbarn zu werden, sondern auch von den Bränden der Neuzeit, welche jahrzehntelang in Indochina tobten, verschont zu bleiben.
Selbst der linksgerichteten Guerillabewegung im Norden und Osten sowie den malaiisch moslemischen Separatisten im Süden während der Siebziger und Achtziger Jahre war das Land nicht nur durch militärischen Einsatz, sondern auch durch Amnestien, Gleichberechtigung und Investitionen Herr geworden. Eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Stabilität des Landes spielt das thailändische Königshaus, das den in sich ruhenden Pol des ganzen Landes darstellt.
Viele der Statuen waren mit Tüchern und Blumen geschmückt und wurden von knienden und betenden Gläubigen verehrt.
Niemals sollte es einem Reisenden einfallen, auf einen Stupa zu klettern und sei er auch beschädigt, obwohl manchmal eine Art Leiter daran befestigt ist. Dies hat nämlich strafrechtliche Konsequenzen und kann den Touristen ins Gefängnis bringen, da Stupas religiöse Symbole sind. Gleiches gilt natürlich für Buddhastatuen, selbst über Bruchstücke von solchen darf man nicht steigen. Eine solche Staue symbolisiert weniger den Menschen Siddharta Gautama als vielmehr die von ihm und anderen Buddhas entdeckte religiös-philosophische Wahrheit. Man würde in einem solchen Fall also die religiöse Lehre „mit Füßen treten".
Bei meiner letzten Thailandreise stand in der „Bangkok Post" zu lesen, daß katholische Missionare auf dem Weg nach Neu-Guinea, welche einen Zwischenaufenthalt in Thailand hatten, verhaftet wurden, weil sie einer Buddhafigur auf die Schultern gestiegen waren und sich dabei gegenseitig fotografiert hatten. Beim Entwickeln des Films informierte das Atelier die Polizei.
Auch beim Sitzen auf dem Boden sollten die Fußsohlen nie in Richtung auf ein religiöses Symbol zeigen und auch die Thais betrachten es als Beleidigung, wenn man ihnen diese zuwendet.
Daß man den Kindern niemals den Kopf tätscheln soll, da dieses ebenfalls eine schwere Beleidigung ist, darauf weisen ja die Broschüren in den Touristenbüros hin und es ist keine schlechte Idee, solch eine kostenlose Informationsschrift in einem der vielen Tourist-Offices zu holen, die auch noch viele andere Informationen zu der Region bereithalten, in der man sich gerade befindet. Bei Gesprächen mit den Mitarbeitern kann man auch Tipps erhalten, die in keiner Broschüre stehen. Mit ihrer Hilfe ist es auch Pauschalurlaubern möglich, mit einem selbst organisierten Ausflug in das Leben der Thais einzutauchen.
Etliche der in verschiedenen Stilrichtungen errichteten Tempel lagen außerhalb der alten Stadt Sukhothai und so war ein interessanter Tag ausgefüllt, bis ich mich Abends wieder zurück nach Neu-Sukhothai machte und dort den Bus nach Phitsanulok bestieg.