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Hippie Trail - Asien |
Nie vorher oder nachher habe ich einen solchen Verkehr wie in Teheran erlebt, nicht einmal in den Megastädten Manila oder Lagos. Von der dicht befahrenen Hauptachse, die uns ins Zentrum führte, bogen wir bei dem Kreisverkehr in dessen Mitte das riesige Shahyad-Monument (jetzt: Azadi-Monument) liegt, nach rechts ab um den Busbahnhof in der Nähe des Sepah-Platzes anzusteuern und von dort aus marschierten wir los.
Eine Straße zu überqueren war ein Abenteuer, die Fußgängerübergänge hätte sich die Stadtverwaltung, genau so wie die Ampeln, sparen können, diese wurden völlig ignoriert. Um sicher auf die andere Straßenseite zu gelangen gab es nur eine Möglichkeit. Blickkontakt mit einem Fahrer aufnehmen (Handzeichen wurden nicht gegeben!), abschätzen ob er anhält oder nicht, die Spur überqueren, Blickkontakt mit dem nächsten Fahrer aufnehmen...
Manche Fahrbahnen hatten drei oder gar vier Spuren in jede Richtung und viele waren Einbahnstraßen. Leider waren wir ja noch immer mit Rucksäcken ausgerüstet - gefüllt mit jeder Menge unnützem Kram, weshalb sich unsere Wanderung durch Teheran recht schweißtreibend gestaltete.
Wir wollten nach einem Hotel suchen und das Weiterkommen nach Kabul abklären. Die Hotelsuche ging vor, war aber alles andere als einfach, da die Teheraner sich einen Spaß daraus machten, die Ungläubigen zu veralbern. So wurden wir von einer Gruppe junger Männer in ein großes Haus mit schäbiger Fassade geschickt, das sei ein Hotel. Die Inschrift der Tafel an der Fassade war in iranisch-arabischen Schriftzeichen, und wir traten durch das Tor. Im ersten Hinterhof ein ganz anderer Eindruck, das Hinterhaus hatte eine saubere Fassade und ein protziges Portal, durch das wir traten.
Wir fanden uns jetzt plötzlich in einer schimmernden, mit Marmor belegten, und klimatisierten Empfangshalle wieder. Eben kam ein bärtiger, wohlbeleibter und in der Tracht der Golfstaaten gekleideter Araber, etliche goldene Ringe an den Fingern, die glänzende breite Treppe herunter. Mit wohlgefälligem Grinsen führte er eine schöne Perserin am angewinkelten Arm, die sich fast echt lächelnd mit beiden Händen an diesen schmiegte. Hinter dem Paar folgte ein Troß von drei oder vier jungen Männern, ebenfalls im Burnus und mit arabischem Kopftuch.
Wir waren in einem exklusiven Nobelpuff gelandet!
"Was wünscht ihr?"
Störte der Iraner an der Rezeption unsere Betrachtungen.
"Wir suchen ein Hotel, aber ich glaube wir sind hier falsch", meinte Werner grinsend.
"Ja! Aber versucht es doch mal im Vorderhaus, dort, die Treppen hinauf", schlug der Empfangschef aus dem Fenster deutend vor.
Wir folgten seinem Rat, doch war im Vorderhaus, wie es aussah, nur die Billigvariante mit den im Hinterhaus ausgemusterten Damen desselben Gewerbes.
Mit schadenfrohem Lachen wurden wir draußen von den Persern erwartet.
"Na, habt ihr jetzt ein Zimmer bekommen?"
Sehnsüchtig dachten wir an Istanbul zurück, dort erhielt man wenigstens vernünftige Auskunft!
Wir hielten uns jetzt an die wenigen Europäer, die auf den Straßen zu sehen waren. Von solchen wurde uns sowohl für die Busverbindung, als auch zur Unterkunft das in der gleichnamigen Straße liegende Amir Kabir empfohlen, von dessen Existenz wir schon in Deutschland gehört hatten. Dort gab es zwar zu einem halbwegs vernünftigen Preis Quartier, auch wurden Bustickets nach Maschad verkauft und der Bus sollte direkt vor dem Hotel abfahren. Doch das Hotel war voll. Allerdings erfuhren wir bei Gesprächen im Hotelrestaurant des Amir Kabir, daß in der 20 Gehminuten entfernten Jugendherberge die Übernachtung 180 Rial kostete, so quartierten wir uns dort ein. Diese Herberge lag übrigens ganz in der Nähe des Busbahnhofs, so, daß wir uns unsere mühselige Rundwanderung eigentlich hätten sparen können.
Abends, als die Teheraner Geschäfte lange nach Einbruch der Dunkelheit schlossen, wurden überall die tagsüber angefallenen Abfälle, hauptsächlich Schachteln aus Pappe, vor den Häusern in hoch auflodernden offenen Feuern verbrannt.
Wir entdeckten ein billiges Restaurant, in dem wir gekochtes Huhn mit trockenem gebuttertem Reis aßen und Pepsi Cola tranken, dieser amerikanische Konzern schien aus irgend einem Grund das Cola-Monopol im Iran zu besitzen.
Am anderen Morgen wieder die Veralberungen der Teheraner, denn wir wollten zum Bahnhof, um uns nach den Preisen zu erkundigen. Sobald sich mehrere Leute um uns versammelt hatten (die offene Neugier der Leute sollte uns ab jetzt ein beständiger Begleiter sein), tauchte auch bald ein Geheimpolizist auf, vor dem sich die Iraner anscheinend zu rechtfertigen hatten. Manche Bürgersteige waren mit handgeknüpften Teppichen belegt, die von Händlern ausgelegt wurden, um die Auslegware auf schnelle Art abzunutzen und auf "alt" zu trimmen.
Die Zugfahrt sollte 1400 Rial kosten während der Bus nach Mesched bei der nahe des "Amir Kabir"-Hotel's gelegenen "PMT"-Busgesellschaft 420 Rial kostete.
Also klare Sache!