Reiseberichte | ||
Reise-Informationen | ||
Hippie Trail - Asien |
Als wir Mittwochs dann endlich im Bus saßen, man hatte uns freundlicherweise in die erste Reihe neben dem Fahrer platziert ("Da könnt ihr die Beine ausstrecken!"), kam kurz vor der Abfahrt ein Angestellter der Bus-Agentur in den Bus und drückte Werner und mir einen Lirabetrag in die Hand, der je ungefähr 40.-DM entsprach.
"Dieser Bus fährt jetzt doch nicht nach Kabul, sondern endet in Teheran!"
Zu großem Protest blieb keine Zeit, denn unser Bus setzte sich gleich darauf in Bewegung. Also hatte jeder von uns 20.-DM zuviel bezahlt.
Über die beeindruckend hohe und lange Bosporus-Brücke erreichten wir Asien, doch sollten noch etliche Stunden vergehen, bis ich diesen Kontinent auch betrat, denn unser Bus machte nur selten eine Pause. Es waren zwei Fahrer an Bord und bald legte sich einer der beiden hinter die letzte Sitzreihe, wo ein etwa 50 Zentimeter schmales Schlaflager eingepasst worden war. Leider hatten wir als Getränk süße Limo mitgenommen, welche bald, warm und mit verflüchtigter Kohlensäure, widerlich schmeckte. Unsere Mitreisenden waren schlauer, sie tranken meist stilles Tafelwasser aus Flaschen, die, ähnlich wie bei uns noch in den sechziger Jahren die Milchflaschen, einen Verschluß aus Aluminiumfolie hatten.
Wir durchquerten Ankara nachts und der folgende Morgen präsentierte die phantastische Landschaft der östlichen Türkei, die teilweise wie auf einem anderen Planeten wirkte. Die oft kahle und öde Gebirgslandschaft mit seltsamen Formationen und Farben wirkte jetzt sehr ärmlich und die Kleidung der Menschen in den Dörfern wurde fremdartiger.
Doch wurde bald auch klar, weshalb man uns die vorderen Plätze überlassen hatte - am Wegesrand stehende Kurden bewarfen unseren Bus des öfteren mit Steinen! Zum Glück blieb die Frontscheibe bei allen Mordversuchen heil, obgleich sie einen langen Sprung über die ganze Breite davontrug. Dabei waren die Reisenden in unserem Bus zum größten Teil gar keine Türken, sondern Perser, welche an dem Zwist zwischen Kurden und Türken völlig unbeteiligt waren. Darüber hinaus sollten sich unsere Plätze auch deshalb als die schlechtesten im Fahrzeug erweisen, weil man zwar die Beine strecken konnte, doch um zu schlafen, oder wenigstens zu dösen, wäre die Rückwand eines Sitzes zum Abstützen von Armen und Beinen wesentlich besser geeignet gewesen, als die dünne Querstange, die wir vor uns hatten. Auch deshalb beneideten wir die anderen Passagiere.
Erzincan und später Erzurum machten einen armseligen und abweisenden Eindruck. Hier wurde Halt gemacht und gegessen, Reis mit Kichererbsen in roter Soße, die Fahrer wechselten sich wieder mal ab und wir wollten gerade losfahren, als ich einen schmerzhaften Bauchkrampf bekam. Ich drängte den Fahrer die Tür wieder zu öffnen und eilte zur Toilette. Ruhe hatte ich dort nicht, denn der Busfahrer hupte mehrmals lange und mahnend, wobei er Gas gab und der Motor aufbrummte. Natürlich wurde ich mit Gelächter wieder empfangen, doch glücklicherweise blieb dieser Vorfall singulär, richtiger Durchfall hätte meine Fahrt abrupt unterbrechen können. Gegen solche Fälle hatte mir mein damaliger Arzt "Mexaform" mitgegeben, das könne ich auch prophylaktisch nehmen, was ich dann später in Afghanistan auch tat, und erst einige Jahre später sollte die Gefährlichkeit dieses Mittels öffentlich bekannt werden.
Wir fuhren schließlich durch den östlichsten Zipfel der Türkei. Im Norden schimmerte beeindruckend die eisige Kappe eines gewaltigen Berges, des Ararat.
Am 14. Oktober erreichten wir die Grenzstation Bazargan auf der iranischen Seite. Im Zollraum war ein riesiges und völlig kitschiges Bild, eine Fotomontage, aufgehängt, das einen überlebensgroßen und gütig lächelnden Schah vor einer aufgehenden Sonne zeigte. Welch einen Charakter mußte jemand besitzen, der es zuließ, daß eine solche Geschmacklosigkeit von sich und in seinem Namen gezeigt wurde!
Die Kontrollen waren genau, woher, wohin und endlich setzte sich unser Bus wieder in Bewegung. Wie stets plärrte der Kasettenrekorder türkische und persische Schlager. Als es Morgen wurde, konnten wir die trockene persische Steppenlandschaft durch die Busfenster bewundern. Die Fahrt begann so langsam anstrengend zu werden.
Am Freitagnachmittag erreichten wir den Moloch Teheran.